Medieninformation 16. März 2017

Deutsche-Bank-Chef: „Wir müssen eine neue Rolle in der Gesellschaft finden“

John Cryan Die Finanzbranche muss das Vertrauen der Öffentlichkeit zurückgewinnen – und dazu erst einmal erklären, was sie für die Wirtschaft insgesamt tut. „Wir müssen eine neue Rolle in der Gesellschaft finden“, sagte Deutsche-Bank-Vorstandschef John Cryan bei der G20-Konferenz des Bankenverbands IIF in Frankfurt. „Es ist wichtig zu erklären, wozu wir da sind und was wir der Gesellschaft bringen. Bisher gelingt uns das nicht sonderlich gut.“

Cryan diskutierte auf einem Podium mit anderen europäischen Bankchefs darüber, wo die Branche derzeit steht. Gemessen an der Bilanzsumme seien alle US-Banken zusammen kleiner als die 20 größten europäischen Häuser, sagte Cryan. Während die amerikanischen Banken im vergangenen Jahr jedoch 170 Milliarden Dollar verdient haben, sank der Gewinn der 20 größten Institute in Europa auf 33 Milliarden Euro. Ein wichtiger Grund dafür sei das unterschiedliche Preisniveau, sagte Cryan: „In den USA sind die Kunden bereit, deutlich mehr für Bankdienstleistungen zu bezahlen als in Europa.“

Europa müsse seine Kapitalmärkte weiterentwickeln und die Regeln harmonisieren, um grenzüberschreitende Bankgeschäfte zu ermöglichen. „Wir sind immer noch weit weg von einer wirklichen Bankenunion“, sagte Cryan.

Deutlich kundenfreundlicher könne das Bankgeschäft dank der Ideen von Fintechs werden, beispielsweise im Zahlungsverkehr. Für Banken komme es darauf an, „dass wir mit Fintechs arbeiten, nicht gegen sie“, sagte Cryan. Wie erfolgreich diese Zusammenarbeit sein könne, zeige sich etwa in der Digitalfabrik der Deutschen Bank.

„Banken sollten auch leben können“

Bereits zuvor diskutierte Sylvie Matherat, Chief Regulatory Officer der Bank, auf einem Panel zum Thema Regulierung. „Es ist an der Zeit, dass der öffentliche Sektor ein Fazit der Regeln zieht, die seit der Finanzkrise eingeführt wurden“, sagte sie. Für Banken wiederum sei nun der Zeitpunkt gekommen, „sich weniger auf die Bilanz und mehr auf die Gewinn- und Verlustrechnung zu konzentrieren“.

Sylvie Matherat

Das Finanzsystem sei unter anderem durch die besonderen Regeln für große Banken, die als „too big to fail“ gelten, sicherer geworden, betonte Matherat. Allerdings binden diese Vorschriften auch Kapital und Liquidität, so dass die Banken weniger Spielraum haben, um Unternehmen zu finanzieren. „Es ist sehr gut, wenn Banken sterben können – aber zuvor sollten sie leben können“, sagte sie.

Über die G20-Konferenz des IIF

Zur neunten G20-Konferenz des Institute of International Finance kamen mehr als 500 Vertreter der Privatwirtschaft und des öffentlichen Sektors, um aktuelle Themen der Weltwirtschaft zu diskutieren. Die Deutsche Bank ist einer von zwei Hauptsponsoren der Veranstaltung.

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