Medieninformation 7. November 2018

Zwischenwahl in den USA – Ergebnis sollte Märkten Auftrieb geben

Selten haben US-Zwischenwahlen über Wochen weltweit so viel Aufmerksamkeit bekommen. Dabei fielen sie so aus, wie von den meisten erwartet: Der Senat bleibt in den Händen der Republikaner, und die Demokraten übernehmen die Mehrheit im Repräsentantenhaus. Wirtschafts- und Politikexperten der Bank ordnen das Wahlergebnis wie folgt ein:

Torsten Slok, internationaler Chefvolkswirt der Deutschen Bank:

„Während die gegenläufigen Mehrheiten in der Regel zu einem politischen Stillstand im Kongress führen, dürften die Auswirkungen auf die Aktienmärkte eher positiv sein: Historisch gesehen haben sich Aktien gut entwickelt, wenn der Kongress gespalten war. Wir erwarten, dass sich dieses Muster wiederholt.
Noch ist es zu früh für eine Vorhersage, wie es politisch weitergehen wird. Für die Märkte ist es wichtig, was bei den Themen Handel, Gesundheit, Einwanderung und Steuern geschehen wird.

Während die Handelspolitik die Inflation, das Bruttoinlandsprodukt und viele Einzelwerte beeinflusst, prägt die Gesundheitspolitik die Preisentwicklung in der medizinischen Versorgung und ist für viele Unternehmen in dieser Branche von Bedeutung. Die US-Einwanderungspolitik steht vor der Herausforderung, die angespannte Lage auf dem Arbeitsmarkt und den anhaltenden Lohndruck zu regulieren. Für die Ausgabe von Staatsanleihen und die langfristige Entwicklung der Zinssätze spielt die Steuerpolitik eine Rolle.“

Frank Kelly, verantwortlich für die Beziehungen zur US-Politik

„Es ist überraschend, dass die Republikaner im Senat mehr Sitze bekommen und die Demokraten nicht ganz so erfolgreich waren wie erwartet. Womit können wir in den nächsten zwei Jahren rechnen? Interessant wird es, wenn das Repräsentantenhaus und der Präsident ihr gemeinsames Ziel angehen, die Infrastruktur zu verbessern. Denn das muss finanziert werden.“

Binky Chadha, Leiter des US-Aktienteams und Anlagestratege

„Es ist üblich, dass die Partei des amtierenden Präsidenten bei den Zwischenwahlen Sitze verliert. Unter dem Strich überrascht das Ergebnis also nicht. Da eine Wahl generell Unsicherheit mit sich bringt, wird bei Aktienkursen ein Risiko eingepreist. Sobald die Ergebnisse feststehen, verringert sich das wieder.
Wir meinen, dass die zyklischen Branchen stärker wachsen werden als die defensiven – weil es weniger Risiken gibt.“

Tom Joyce, Kapitalmarkt-Stratege unserer Unternehmens- und Investmentbank

„Im Unterschied zur Trump-Wahl und dem Brexit-Referendum 2016 entsprechen diese Wahlergebnisse den Prognosen. Das heißt, dass die Märkte dieses Ergebnis eingepreist haben und der Abwärtsdruck auf Aktien, auf die Renditen der US-Staatsanleihen und auf den Wechselkurs des US-Dollars bald nachlassen dürfte – zumal die Wahlergebnisse als Rückenwind für die Wirtschaft bewertet werden.

Der Wahleffekt lässt nach und andere, weltweit bedeutende Faktoren treten wieder in den Vordergrund: eine sich abschwächende Weltwirtschaft, die Entwicklung der Unternehmensgewinne, die Handelspolitik zwischen den USA und China – und dass die US-Notenbank wohl weiter die Zinszügel anziehen dürfte.

In den USA wird interessant, was bei den Themen Infrastruktur und Verschuldung geschieht. Und ob Präsident Trumps sanftere Töne in Richtung China nur Wahltaktik waren. Das werden wir Ende November beim G20-Treffen in Buenos Aires sehen.“

Deepak Puri, Chef-Anlagestratege für vermögende Kunden in Amerika

„Aufgrund der aktuellen Steuersenkungen sieht es für den US-Haushalt langfristig nicht gut aus. Eine Lösung dafür wäre, dass Trumps Regierung öffentlich-private Partnerschaften fördert und so die Tür für neue Investitionen öffnet.
Die Demokraten-Mehrheit im Repräsentantenhaus könnte ein Gegengewicht bilden zum Handelskrieg des Präsidenten.

Neben diesen positiven Auswirkungen sind aber auch negative möglich: Nächstes Jahr muss der Kongress über das überarbeitete nordamerikanische Freihandelsabkommen (NAFTA) entscheiden und die Schuldengrenze anheben. Ein Konsens dürfte durch das demokratisch dominierte Repräsentantenhaus schwieriger werden. Das könnte auch andere Vorhaben von Trump aufhalten. Aber unter dem Strich ist dieses Wahlergebnis wohl eher marktfreundlich.“

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