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23. Mai 2023
Können wir komplett auf Erneuerbare setzen?
#TransitionStories / Wind of change
Wie die spanische Firma Iberdrola in einer radikalen Wende bereits vor 20 Jahren auf Windenergie setzte – und durch mutige unternehmerische Entscheidungen zu einem führenden Anbieter erneuerbarer Energien wurde
Windenergie stellt bereits jetzt weltweit einen großen Anteil an den erneuerbaren Energien – Tendenz stark steigend. Insgesamt, so schätzt die Internationale Energie Agentur, könnte Windenergie zukünftig sogar mehr als ein Drittel des weltweiten globalen Energiebedarfs decken und die CO2-Emissionen bis 2050 um ein Viertel senken – ein wichtiger Beitrag, um die Erderwärmung zu stoppen.
Können Wind, Sonne oder Wasser aber insgesamt die Wirtschaft des 21. Jahrhunderts in Schwung halten? Wie realistisch und wie finanzierbar ist das? Dazu haben wir mit Beatriz Chrisóstomos, Innovationschefin von Iberdrola und dem Coverage Banker Gregor Winkler aus unserer Unternehmensbank gesprochen.
Vorteil der Windenergie: Sie ist dauerhaft verfügbar zu niedrigen Kosten. Zwar ist die Errichtung neuer Wind-Parks zunächst einmal teuer– die Betriebskosten sind dann aber vergleichsweise niedrig. Und ihre Technologie gilt mittlerweile als sehr ausgereift.
Pioniere aus dem Baskenland
Warum hat Iberdrola bereits vor 20 Jahren auf Windenergie gesetzt? „Wir haben die neuen Technologien analysiert, die Turbinentechnik erschien uns damals schon weit fortgeschritten. Wir wollten vorne mit dabei sein“, erklärt Crisóstomos. Tatsächlich setzte Iberdrola alles auf eine Karte, investierte massiv in Forschung und Entwicklung und schaltete seine konventionellen Kraftwerke nach und nach ab. Dieser Mut hat sich ausgezahlt: Heute zählt die Firma zu einem führenden Anbieter erneuerbarer Energien und versorgt 100 Millionen Menschen in 16 Ländern mit nachhaltiger Elektrizität.
Rückenwind durch die öffentliche Hand
Politisch kam die Energiewende mit dem Pariser Abkommen von 2015 deutlich Aufwind. Hier hatten die Staaten erstmals verbindliche CO2-Reduktionsziele festgelegt. Im European Green Deal aus dem Jahr 2019 bekräftigt die EU-Kommission die zentrale Bedeutung erneuerbarer Energien für die Klimaziele des Kontinents und weist für die Windenergie konkrete Kennzahlen aus: bis 2030 soll beispielsweise die Kapazität aus Offshore-Windkraftanlagen mindestens 60 Gigawatt betragen. Im Vergleich: 2021 betrug sie 14,6 Gigawatt. Bis 2050 soll sie dann auf mindestens 300 Gigawatt gesteigert werden.
Hoher privater Investitionsbedarf
Bei einer derartigen Größenordnung sind die langfristigen Investitionen in Anlagen und Technik zunächst groß – und sie können von der öffentlichen Hand nicht allein gestemmt werden. „Wir benötigen definitiv mehr private Investitionen”, erläutert Finanzierungs-Experte Winkler. Er ist sich sicher, dass heute bereits viele Investoren ESG-Investitionen (also Investitionen nach ökologischen und sozialen Aspekten sowie nach Kriterien guter Unternehmensführung) auf dem Radar haben, sieht aber grundsätzlich noch großes Potenzial.
Ohne zuverlässige Netze keine Revolution im Energiesektor
Stabile Netze und Speicherungsmöglichkeiten sind laut Innovations-Chefin Beatriz Crisóstomos wichtige Investitions-Bereiche, um Firmen und Haushalte zuverlässig mit Energie zu versorgen. „Wir müssen sicherstellen, dass wir die Energie jederzeit überall hin transportieren können. Hier hilft uns auch die Digitalisierung– wir entwickeln sogenannte intelligente Netze“ Bei dieser Technologie werden Energieerzeugung, Speicherung und Verbrauch optimal aufeinander abgestimmt. Dadurch werden Leistungsschwankungen – insbesondere durch stärker schwankende erneuerbare Energien – im Netz ausgeglichen.
Allein in den Netzausbau und die Speicherung will Iberdrola in den nächsten zwei Jahren 27 Milliarden Euro investieren. Europa sieht Crisóstomos bei der Windenergie in einer Führungsrolle: „Hier können wir sehen, wie unsere Zukunft aussehen kann“, betont sie.
Was sie sich wünscht? Schnellere Genehmigungsverfahren für Windparks. „Wir müssen uns beeilen“, fügt sie noch hinzu.
Ein ausführliches Portrait der spanischen Firma sowie Hintergründe zur Zusammenarbeit von Iberdrola und der Deutschen Bank lesen Sie in der englischen flow case study unserer Corporate Bank.
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