
Tokenisierung: Hoffnung, Hype – oder Revolution?
Stehen wir an der Schwelle zu einem neuen Finanzzeitalter? Ein Blick auf die Meinungen und Erfahrungen von Mitarbeitenden der Deutschen Bank.
Die einen sehen in ihr die Zukunft der Finanzwelt, andere befürchten Kontrollverlust und Deregulierung: Tokenisierung polarisiert. Ob Kryptowährungen, tokenisierte Anleihen oder digitale Kunst – die Meinungen im Unternehmen und in der Gesellschaft sind so vielfältig wie das Thema selbst. Was denken die Mitarbeitenden der Deutschen Bank über Tokenisierung?
Es ist ein Stimmungsbild zwischen Euphorie, Skepsis und Neugier.
Entweder du surfst die Welle – oder du wirst von ihr überrollt
Daniel Bowman aus Jacksonville ist überzeugt: Blockchain und Tokenisierung sind mehr als ein Trend. Er arbeitet seit fünf Jahren intensiv mit digitalen Vermögenswerten und sagt: „Ihre Geschwindigkeit, Sicherheit und Transparenz übertreffen die bestehenden Zahlungstechnologien bei weitem.“
Die Technologie ist aus seiner Sicht ein natürlicher Entwicklungsschritt: „So wie einst Kreditkarten oder das Internet ihre Anlaufzeit brauchten, wird auch Krypto Zeit brauchen – aber das Potenzial ist enorm.“

Deutsche-Bank-Experte Sabih Behzad erklärt, wie eine tokenisierte Ökonomie Investments und Zahlungsströme revolutioniert. Und wo die Risiken lauern. „In einer tokenisierten Ökonomie können wir Geld smart machen”, sagt er.
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Vom Optimismus zum Realitätssinn
Andere Kolleginnen und Kollegen sehen die Entwicklung kritischer. Viele Anwendungen seien überbewertet, die Spreu müsse erst vom Weizen getrennt werde findet Marcel Winterhalder aus dem Vertriebsunterstützungsteam. Er sieht nicht nur die fehlende Regulierung, sondern auch den hohen Energieverbrauch als gravierenden Nachteil.
Eine spannende Replik kommt von Estelle Lenz, einer DWS-Mitarbeiterin aus Tokio: „Ist das nicht genau unser Job im Finanzwesen – das Brauchbare vom Unbrauchbaren zu trennen?“ Ein Gedanke, der bei vielen Zustimmung findet.

Zwischen Vertrauen und Transparenz
Ivan Mandic aus dem Bereich Baufinanzierung geht einen Schritt weiter – für ihn wirft Tokenisierung nicht nur technische, sondern tiefgreifende gesellschaftliche Fragen auf: „Was ist der Mensch noch wert in einer Wirtschaft, die immer digitaler wird?“ Und: „Wer verwaltet eigentlich diese neue Welt – wurde diese Person demokratisch legitimiert?“
Doch auch dafür gibt es eine Gegenstimme: „Gerade Bitcoin wurde noch nie gehackt“, merkt Estelle Lenz an. Die Schwachstellen lägen meist nicht in der Technologie selbst, sondern in der unzureichenden Kontrolle drumherum. Hier sei es Aufgabe von Banken, sichere Infrastrukturen zu schaffen.
Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Finanzzeitalter.
Persönliche Erlebnisse, große Wirkung
Wie sehr Tokenisierung den Alltag erleichtern kann, zeigt Alex Nesterov, ein Mitarbeiter aus Jacksonville: Als er bei einer Reise spontan neue Flugtickets für seine Familie kaufen musste, erledigte er die gesamte Transaktion – von Coin-Verkauf bis zur internationalen Überweisung – in unter 30 Minuten. Drei Firmen, drei Länder, ein Wochenende – kein Problem. „Im traditionellen Bankensystem hätte das Tage gedauert“, sagt er. Seine Überzeugung: „Wir stehen an der Schwelle zu einem neuen Finanzzeitalter.“

Wachsende Regulierung bringt Sicherheit
Raju Dave aus dem Bereich Compliance betont die Notwendigkeit klarer Rahmenbedingungen: „Tokenisierung kann die Finanzwelt revolutionieren – aber nur mit einem stabilen regulatorischen Fundament.“ Projekte wie MiCAR in Europa oder die Arbeit an digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) zeigen: Die Politik beginnt, das Potenzial zu erkennen – und zu steuern. „So wie einst das Internet nach der Dotcom-Blase seinen Platz gefunden hat, wird sich auch Tokenisierung etablieren – mit wenigen starken Akteuren und vielen Lehren aus den ersten Jahren.“
Zwischen digitaler Euphorie und Zweifel
Nicht alle teilen den Optimismus. „Bitcoins, NFTs – all das verbraucht Unmengen an Energie für rein digitale Werte“, kritisiert Janine Müller, eine Mitarbeiterin aus dem Kundenservice unserer Bausparkasse BHW.

Fazit: Ein Wandel mit Fragezeichen
Tokenisierung ist kein Selbstläufer – das wird aus den Stimmen der Mitarbeitenden deutlich. Aber sie ist auch keine Seifenblase. Vielmehr ein komplexer Prozess, der Technologie, Gesellschaft und Finanzmärkte gleichzeitig betrifft. Die Bandbreite der Stimmen – von der persönlichen Erfolgsgeschichte bis zur philosophischen Grundsatzfrage – zeigt: Es ist ein Thema, das bewegt.
Diese Seite wurde im Juli 2025 veröffentlicht

Emilia Eggert
… hat Psychologie studiert und arbeitet aktuell im Kommunikationsteam. Sie findet es faszinierend, was Tokenisierung bei verschiedenen Menschen auslöst und wie sie dazu stehen. Auch privat beschäftigt sie sich viel mit digitalen Themen und verfolgt aufmerksam, wie sich die Welt verändert.
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