Nachricht 16. September 2015

Aktienmarkt: Neue Chancen nach dem China-Beben

Herr Dr. Stephan, im August hat China die Aktienmärkte erschüttert. Was ist da passiert?

Stephan: Aus China kamen ungünstige Wirtschaftsdaten, zum Beispiel rückläufige Exportzahlen und ein schwacher Einkaufsmanagerindex für die Industrie. Als die chinesische Regierung dann die Währung, den Renminbi, um mehrere Prozent abwerten ließ, wurde dies als Hinweis auf einen drohenden Konjunktureinbruch verstanden.

Stützungsmaßnahmen aus Peking kamen nicht so schnell wie erhofft, und schließlich hat die Angst, China könnte die Welt in eine Wirtschaftskrise ziehen, die Marktteilnehmer panisch reagieren lassen. Alles mit einem Hauch von Risiko wurde verkauft.

War die Panik aus Ihrer Sicht berechtigt?

Stephan: In diesem Ausmaß, nein. Die Märkte haben zeitweise eine globale Rezession eingepreist, das halte ich für deutlich übertrieben. China ist wichtig für die Weltwirtschaft, man denke nur an die deutschen Automobilunternehmen. Aber selbst wenn die chinesische Konjunktur sich weiter abkühlt, sollte die Wirtschaft in den USA und Europa weiter wachsen können – beide Regionen sind heute in einer wesentlich besseren Verfassung als während der Finanzkrise.

Wo liegen die Risiken?

Stephan: Probleme wie eine alternde Gesellschaft, das steigende Lohnniveau oder die zunehmende Verschuldung der privaten Haushalte werden China auch in Zukunft beschäftigen. Die Regierung verfügt jedoch über Währungsreserven von rund 3,5 Billionen US-Dollar und kann jederzeit eingreifen, um die Konjunktur zu beleben. Die Zentralbank in Peking hat inzwischen den Leitzins gesenkt und verlangt von den Banken künftig weniger Reserven bei der Kreditvergabe – das schafft Raum für mehr Investitionen.

Welches Wachstum erwarten Sie?

Stephan: China befindet sich im Wandel vom Exportland zu einer Wirtschaft, die stärker vom Binnenmarkt und dem Konsum bestimmt wird. Das dauert seine Zeit und es kostet Wachs¬tum, aber es ist die richtige Entwicklung. Ich erwarte, dass sich die chinesische Konjunktur im zweiten Halbjahr belebt, sodass 2015 das geplante Plus von 7 Prozent erreicht wird.

Aus den USA kommen sehr solide Daten, sei es zum Häusermarkt, zum Konsumentenklima oder zum Arbeitsmarkt; ein Zuwachs des Brutto-Inlandsprodukts von 2,6 Prozent ist in diesem Jahr drin. In Deutschland könnten die Investitionen unter den Unsicherheiten im China-Geschäft leiden, ich erwarte dennoch ein Wachstum von 1,7 Prozent.

Haben Aktienanleger damit jetzt das Schlimmste hinter sich?

Stephan: Ich würde nicht ausschließen, dass es an den Börsen noch einige Nachbeben gibt. Neben der Unsicherheit in China könnte dazu die Diskussion um eine Wende beim US-Leitzins beitragen. Insgesamt halte ich den Rückschlag am Aktienmarkt aber für überzogen und sehe Einstiegschancen für Anleger, die mit den aktuell höheren Schwankungen leben können.

Welche Märkte bevorzugen Sie?

Stephan: Der deutsche DAX-Index hat besonders heftig auf das China-Beben reagiert und in zwei Wochen zwischenzeitlich über 2.000 Punkte verloren. Deutsche Aktien sind im historischen Vergleich damit wieder günstig zu haben. Sollten sich die Sorgen um eine Wirtschaftskrise in China wie erwartet verflüchtigen, könnten DAX-Aktien zu den Gewinnern zählen. Auch Werte aus den USA und Japan sind dann interessant.

Wie sieht es in den Schwellenländern aus – zum Beispiel in China?

Stephan: Risikobereite Anleger können über ausgewählte Investments in den asiatischen Schwellenländern nachdenken. Interessant erscheint zum Beispiel Indien, das von Reformen und sinkenden Rohstoffpreisen profitieren könnte. Auch China halte ich trotz aller Turbulenzen für mittel- bis langfristig attraktiv. Zu beachten sind hier besonders die sogenannten H-Aktien, also Aktien von Unternehmen auf dem Festland, die an der Hongkonger Börse gehandelt werden und aktuell günstig bewertet sind.

 

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Diese Faktoren haben wir in unserem SEC-Bericht nach „Form20-F“ vom 15. April 2013 unter der Überschrift „Risk Factors“ im Detail dargestellt.

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