Fünf Gründe, warum gerade Frauen über ihre Altersrente nachdenken sollten
Ist Altersarmut weiblich? Fast jede zweite Frau macht sich Sorgen um ihre Altersvorsorge, so eine Studie im Auftrag des Versicherungsverbandes GDV. Tatsächlich klafft immer noch eine weite Rentenlücke zwischen den Geschlechtern – und das, obwohl Frauen zunehmend voll erwerbstätig sind. Frauen, die sich einen finanziell abgesicherten Ruhestand wünschen, müssen künftig mehr tun. Die Gründe:
1. Frauen holen am Arbeitsmarkt (langsam) auf
Das Berufsleben in Deutschland wird immer stärker von Frauen geprägt. Ihre Erwerbsquote ist zwischen 2002 und 2012 von 63 auf 72 Prozent gestiegen und liegt damit über dem EU-Schnitt. Immerhin 26 Prozent der Manager in der ersten Führungsebene der Privatwirtschaft waren 2012 weiblich. Auch in der Partnerschaft spielen Frauen eine stärkere finanzielle Rolle, so das Wirtschaftsinstitut DIW: Durchschnittlich tragen sie rund 30 Prozent zum gemeinsamen Verdienst eines Paares bei.
2. … aber Frauen arbeiten mehr in Teilzeit als früher
„Die Erwerbsbiografien von Frauen bleiben trotz der genannten Fortschritte vielfach gebrochen“, sagt Stephan Moltzen, Vorsorge-Experte der Deutschen Bank. „Ein wichtiger Grund: Nach wie vor kümmern sich vor allem Frauen um Kinder und pflegebedürftige Angehörige.“ So arbeiteten laut Mikrozensus 2012 nur 30 Prozent aller erwerbstätigen Mütter mit Kindern unter drei Jahren in Vollzeit, bei den Vätern sind es 94 Prozent.
Das häufigste Erwerbsmodell in Deutschland ist ein voll erwerbstätiger Mann mit einer Frau, die in Teilzeit arbeitet oder geringfügig beschäftigt ist, so das DIW. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen erwerbstätigen Frauen hat in den vergangenen Jahren sogar leicht zugenommen. Rechnet man die weibliche Erwerbsquote in Vollzeit-Arbeitsplätze um, sinkt sie auf 56 Prozent. Und diese Arbeitsplätze sind im Durchschnitt schlechter bezahlt als bei Männern – entsprechend niedriger ist die gesetzliche Rente, mit der Frauen im Alter rechnen können.
3. Zwischen Männern und Frauen klafft eine weite Rentenlücke
Frauen beziehen weiterhin deutlich weniger Rente als Männer. Nach einer aktuellen Auskunft der Bundesregierung beträgt die Lücke zwischen Männern und Frauen bei der gesetzlichen Rente 57 Prozent. Nicht besser sieht es bei der betrieblichen und privaten Vorsorge aus: Hier erhalten Frauen im Schnitt 79 bzw. 70 Prozent weniger als ihre männlichen Zeitgenossen. „Diese starken Unterschiede spiegeln noch das klassische Rollenmodell wider, bei der sich Frauen für ihre Altersabsicherung ganz auf den Lebenspartner oder Ehemann verlassen“, sagt Deutsche Bank Experte Moltzen. „Doch dieses Modell entspricht immer weniger den Lebensentwürfen moderner Frauen.“
4. Die klassische Absicherung von Frauen funktioniert nicht mehr
Drei Viertel aller befragten Frauen legt laut GDV-Studie Wert auf finanzielle Unabhängigkeit, und das aus gutem Grund. Die Zahl der Single-Haushalte wächst und auch eine feste Partnerschaft bietet oft keine dauerhafte Sicherheit: Scheidung oder Tod des Ehepartners können ohne eigene Absicherung zu ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten führen. Zusätzlich sind Frauen wie alle Arbeitnehmer vom sinkenden Rentenniveau betroffen. Beträgt die gesetzliche Rente heute noch rund 48 Prozent des durchschnittlichen Einkommens, werden es 2050 voraussichtlich nur noch 42 Prozent sein. Das heißt, der Abstand zwischen Arbeits- und Renteneinkommen wächst und auch die Witwenrente wird entsprechend niedriger ausfallen.
5. Frauen haben Möglichkeiten, die Vorsorgelücke zu schließen
Für mehr finanzielle Unabhängigkeit sollten Frauen deshalb ihr Vorsorgeverhalten ändern, sagt Stephan Moltzen: „Ich empfehle Frauen, die sich mehr finanzielle Sicherheit im Alter wünschen: Sprechen Sie mit dem Arbeitgeber über eine Betriebsrente. Sprechen Sie mit dem Lebenspartner über die gegenseitige Absicherung und die Verteilung der Lasten bei Kindererziehung und Pflege. Dazu gehört auch die Weiterführung von Vorsorgeverträgen – bislang werden bestehende Verträge der Frau bei Beginn der Mutterschaft oft beitragsfrei gestellt, was die Vorsorgelücke vergrößert. Und sprechen Sie mit dem Bankberater über eine ergänzende private Vorsorge.“
Zum Beispiel kann eine Riesterrente für viele Frauen interessant sein: Sie erhalten staatliche Zulagen für Kinder, außerdem bleibt der Anspruch auf Förderung auch während der Elternzeit bestehen. Berufstätige Frauen mit geringerem Gehalt müssen für die volle Riesterzulage nur niedrige eigene Beiträge zahlen, der Staat beteiligt sich also mit einer hohen Förderquote an der Altersvorsorge. Auch Sparpläne, fondsgebundene Rentenversicherungen und – besonders für selbstständige Frauen – eine Basisrente bieten viele Möglichkeiten, die Vorsorgelücke zu schließen.
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Ist Altersarmut weiblich? Fast jede zweite Frau macht sich Sorgen um ihre Altersvorsorge, so eine Studie im Auftrag des Versicherungsverbandes GDV. Tatsächlich klafft immer noch eine weite Rentenlücke zwischen den Geschlechtern – und das, obwohl Frauen zunehmend voll erwerbstätig sind. Frauen, die sich einen finanziell abgesicherten Ruhestand wünschen, müssen künftig mehr tun. Die Gründe:
1. Frauen holen am Arbeitsmarkt (langsam) auf
Das Berufsleben in Deutschland wird immer stärker von Frauen geprägt. Ihre Erwerbsquote ist zwischen 2002 und 2012 von 63 auf 72 Prozent gestiegen und liegt damit über dem EU-Schnitt. Immerhin 26 Prozent der Manager in der ersten Führungsebene der Privatwirtschaft waren 2012 weiblich. Auch in der Partnerschaft spielen Frauen eine stärkere finanzielle Rolle, so das Wirtschaftsinstitut DIW: Durchschnittlich tragen sie rund 30 Prozent zum gemeinsamen Verdienst eines Paares bei.
2. … aber Frauen arbeiten mehr in Teilzeit als früher
„Die Erwerbsbiografien von Frauen bleiben trotz der genannten Fortschritte vielfach gebrochen“, sagt Stephan Moltzen, Vorsorge-Experte der Deutschen Bank. „Ein wichtiger Grund: Nach wie vor kümmern sich vor allem Frauen um Kinder und pflegebedürftige Angehörige.“ So arbeiteten laut Mikrozensus 2012 nur 30 Prozent aller erwerbstätigen Mütter mit Kindern unter drei Jahren in Vollzeit, bei den Vätern sind es 94 Prozent.
Das häufigste Erwerbsmodell in Deutschland ist ein voll erwerbstätiger Mann mit einer Frau, die in Teilzeit arbeitet oder geringfügig beschäftigt ist, so das DIW. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen erwerbstätigen Frauen hat in den vergangenen Jahren sogar leicht zugenommen. Rechnet man die weibliche Erwerbsquote in Vollzeit-Arbeitsplätze um, sinkt sie auf 56 Prozent. Und diese Arbeitsplätze sind im Durchschnitt schlechter bezahlt als bei Männern – entsprechend niedriger ist die gesetzliche Rente, mit der Frauen im Alter rechnen können.
3. Zwischen Männern und Frauen klafft eine weite Rentenlücke
Frauen beziehen weiterhin deutlich weniger Rente als Männer. Nach einer aktuellen Auskunft der Bundesregierung beträgt die Lücke zwischen Männern und Frauen bei der gesetzlichen Rente 57 Prozent. Nicht besser sieht es bei der betrieblichen und privaten Vorsorge aus: Hier erhalten Frauen im Schnitt 79 bzw. 70 Prozent weniger als ihre männlichen Zeitgenossen. „Diese starken Unterschiede spiegeln noch das klassische Rollenmodell wider, bei der sich Frauen für ihre Altersabsicherung ganz auf den Lebenspartner oder Ehemann verlassen“, sagt Deutsche Bank Experte Moltzen. „Doch dieses Modell entspricht immer weniger den Lebensentwürfen moderner Frauen.“
4. Die klassische Absicherung von Frauen funktioniert nicht mehr
Drei Viertel aller befragten Frauen legt laut GDV-Studie Wert auf finanzielle Unabhängigkeit, und das aus gutem Grund. Die Zahl der Single-Haushalte wächst und auch eine feste Partnerschaft bietet oft keine dauerhafte Sicherheit: Scheidung oder Tod des Ehepartners können ohne eigene Absicherung zu ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten führen. Zusätzlich sind Frauen wie alle Arbeitnehmer vom sinkenden Rentenniveau betroffen. Beträgt die gesetzliche Rente heute noch rund 48 Prozent des durchschnittlichen Einkommens, werden es 2050 voraussichtlich nur noch 42 Prozent sein. Das heißt, der Abstand zwischen Arbeits- und Renteneinkommen wächst und auch die Witwenrente wird entsprechend niedriger ausfallen.
5. Frauen haben Möglichkeiten, die Vorsorgelücke zu schließen
Für mehr finanzielle Unabhängigkeit sollten Frauen deshalb ihr Vorsorgeverhalten ändern, sagt Stephan Moltzen: „Ich empfehle Frauen, die sich mehr finanzielle Sicherheit im Alter wünschen: Sprechen Sie mit dem Arbeitgeber über eine Betriebsrente. Sprechen Sie mit dem Lebenspartner über die gegenseitige Absicherung und die Verteilung der Lasten bei Kindererziehung und Pflege. Dazu gehört auch die Weiterführung von Vorsorgeverträgen – bislang werden bestehende Verträge der Frau bei Beginn der Mutterschaft oft beitragsfrei gestellt, was die Vorsorgelücke vergrößert. Und sprechen Sie mit dem Bankberater über eine ergänzende private Vorsorge.“
Zum Beispiel kann eine Riesterrente für viele Frauen interessant sein: Sie erhalten staatliche Zulagen für Kinder, außerdem bleibt der Anspruch auf Förderung auch während der Elternzeit bestehen. Berufstätige Frauen mit geringerem Gehalt müssen für die volle Riesterzulage nur niedrige eigene Beiträge zahlen, der Staat beteiligt sich also mit einer hohen Förderquote an der Altersvorsorge. Auch Sparpläne, fondsgebundene Rentenversicherungen und – besonders für selbstständige Frauen – eine Basisrente bieten viele Möglichkeiten, die Vorsorgelücke zu schließen.
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