Nachricht 27. Februar 2019

Warum Anleger auf wachsende Ungleichheit achten müssen

Vermögensungleichheit und erschwerter sozialer Aufstieg gehören zu den größten sozioökonomischen Problemen unserer Zeit. Torsten Slok untersucht, wie sich die zunehmende Vermögenslücke auf Finanzmärkte und Volkswirtschaften auswirken kann. Kunden und Medien interessieren sich sehr für dieses Thema, beispielsweise interviewte CNN Business Slok dazu. Slok erklärt uns den Zusammenhang von Ungleichheit und Populismus – und warum Anleger das Thema stärker beachten sollten.

Wie entsteht wirtschaftliche Ungleichheit?

Die Ungleichheit begann sich in den 1980er Jahren zu verschlimmern und wird durch die technische Entwicklung, Globalisierung, Steuer- sowie Bildungspolitik wie auch durch Bildungskosten getrieben. Das geht also teilweise schon seit Jahrzehnten so, und nur wenn die Politik diese Hebel in Bewegung setzt, wird sich der Trend ändern lassen.

Warum ist wirtschaftliche Ungleichheit ein Thema für Anleger? Wie wirkt sie sich auf die Finanzmärkte aus?

Meine Kollegen bei Deutsche Bank Research und ich meinen, dass die zunehmende Ungleichheit eine Wurzel des Populismus ist. Die Ungleichheit hat sich nicht nur in den USA verschärft, sondern auch in Europa und Asien. Und wir sehen jetzt immer häufiger, dass Bürger Veränderungen fordern, aber nicht genügend bekommen. In den Ländern, in denen Populisten ins Amt gewählt wurden, war es eine Herausforderung, die Politik zügig und gleichzeitig wirtschaftsfreundlich zu ändern. Deswegen werden Ungleichheit und Populismus für Anleger als Anlagekriterien wichtiger.

Drivers of income inequality

Die Kapitalmärkte laufen gut, aber Durchschnittsfamilien erleben, dass ihr Vermögen sinkt. Wie erklären Sie das?

Noch 2016 waren Verbraucher sehr optimistisch in Bezug auf Steuerpolitik, Deregulierung und das wirtschaftliche Klima. Aber das scheint sich derzeit zu ändern.
Das mittlere Haushaltsvermögen ist zwischen 2007 und heute gesunken. Das liegt daran, dass das Aktienvermögen der Haushalte gesunken ist und es eine niedrigere Eigenheimquote gibt. Dies deutet auf eine größere Konzentration des Reichtums hin, was wiederum ein wesentlicher Grund dafür ist, dass der mittlere Haushalt trotz zeitweiliger Rekordstände von Aktien- und Immobilienpreisen weniger Vermögen hat.

Big U-turn recently in consumer attitudes toward government policies

Was müsste passieren, damit sozialer Aufstieg wieder leichter wird?

Das ist eine große und schwierige Herausforderung für die Politik. Sie muss bei den genannten Faktoren ansetzen, beispielsweise bei der Bildungs- und Steuerpolitik.

Wo ist wirtschaftliche Ungleichheit am deutlichsten?

In den USA gibt es mehr Ungleichheit, und sie vergrößert sich schneller als in anderen Ländern. Das zeigt sowohl der Gini-Koeffizient, das gebräuchlichste Maß für Ungleichheit, als auch andere Indikatoren. Andererseits wächst die Ungleichheit überall auf der Welt. Deshalb müssen Anleger die politischen Folgen dieser Entwicklung genau verfolgen.

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