Nachricht 27. Juli 2022

Eine Nachricht von Christian Sewing zu den Ergebnissen des 2. Quartals 2022

Die folgende Nachricht vom Vorstandsvorsitzenden Christian Sewing wurde an alle Mitarbeiter der Deutschen Bank gesendet

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die vergangenen Monate waren geprägt von sehr gegenläufigen Entwicklungen, die uns alle bewegt haben: Auf der einen Seite steht die Betroffenheit über den andauernden Krieg in der Ukraine und das große Leid der Menschen dort. Dies geht einher mit wachsenden Sorgen vor einer Energie- und insbesondere Gasknappheit, weiter anziehenden Inflationsraten und einer drohenden Rezession in vielen Regionen.

Auf der anderen Seite steht der Blick auf die Geschäftsentwicklung unserer Bank, und die war im zweiten Quartal vor dem Hintergrund dieses herausfordernden Umfelds sehr gut. Getragen von einem Ertragsanstieg um 7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal auf 6,6 Milliarden Euro haben wir im zweiten Quartal einen Vorsteuergewinn von 1,5 Milliarden Euro erzielt. Das ist ein Plus um ein Drittel gegenüber dem Vorjahreszeitraum und das beste zweite Quartal seit elf Jahren. Das Nettoergebnis lag mit 1,2 Milliarden Euro um 46 Prozent höher als vor einem Jahr.

Auf dieses Ergebnis können wir alle stolz sein – es ist ein Beleg dafür, wie viel wir gemeinsam geschafft haben. Trotz eines schwierigen Umfelds stehen wir heute auf der Ertragsseite noch deutlich besser da, als wir es selbst für möglich hielten, als wir 2019 unsere Transformation ankündigten. Unsere Kunden fragen unsere Expertise stark nach, viele Bindungen werden wieder enger. Das zeigt sich auch daran, dass wir in allen Kerngeschäftsbereichen deutlich mehr Kredite vergeben haben. Insgesamt wuchs unser Kreditbuch im zweiten Quartal im Vorjahresvergleich um 11 Prozent auf 493 Milliarden Euro.

Ich bin mir sehr darüber bewusst, dass wir das zusätzliche Geschäft mit unseren Kunden nur dadurch schaffen, dass Sie immer wieder bereit sind, noch eine Schippe draufzulegen. Das ist beeindruckend, und ich möchte Ihnen im Namen des Vorstands herzlich danken. Ihr Einsatz ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass wir gut durch diese Zeit der tiefgreifenden Krisen mit einzigartiger Volatilität kommen. Ein anderer essenzieller Faktor ist unsere Kapital- und Liquiditätsausstattung, die wir in den vergangenen Jahren erheblich verbessert haben und die weiterhin sehr solide ist.

Immun sind allerdings auch wir gegen das makroökonomische Umfeld nicht. Deswegen sorgen wir selbstverständlich für den wahrscheinlichen Fall einer wirtschaftlichen Eintrübung vor: Wir haben die Risikovorsorge gegen Kreditausfälle im zweiten Quartal im Vergleich zum Vorjahreszeitraum von 75 Millionen auf 233 Millionen Euro aufgestockt.

Zudem macht sich der Inflationsdruck in weiten Teilen der Welt auch in unserer Bank bemerkbar, weswegen die bereinigten Kosten ohne Umbaukosten und Bankenabgaben gegenüber dem Vorjahresquartal leicht auf 4,7 Milliarden Euro gestiegen sind – wobei sie bereinigt um Währungsschwankungen um zwei Prozent sanken. Ein Teil des Kostenanstiegs geht auf Faktoren zurück, die wir nicht beeinflussen können. Das hat zur Folge, dass wir ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis von 70 Prozent im derzeitigen Makro-Umfeld für nicht erreichbar halten – zumindest dann nicht, wenn wir weiter im geplanten Umfang in unser Geschäft, in Technologie und in unsere Kontrollen investieren wollen. Diese langfristigen Investitionen zu beschneiden, wäre aus unserer heutigen Sicht die falsche Antwort auf die unerwarteten Ereignisse. Denn dies hieße, dass wir künftige Ertragschancen und auch Sparpotenzial einbüßen und damit unserer Wachstumsstrategie schaden würden. Wir richten unsere Bank konsequent als Globale Hausbank aus, und dafür investieren wir.

Wir gehen deshalb nun davon aus, dass wir für das Gesamtjahr ein Aufwand-Ertrag-Verhältnis im niedrigen bis mittleren 70er-Prozentbereich erzielen können. Um dies zu schaffen, müssen wir aber bei den Kosten, auf die wir Einfluss haben, die Disziplin weiter hochhalten. Das ist auch notwendig, um unser Ziel einer Rendite auf das materielle Eigenkapital von 8 Prozent in diesem Jahr zu erreichen. Wir sehen uns hier nach wie vor auf einem guten Weg, auch wenn dieses Ziel im aktuellen Umfeld schwieriger zu erreichen sein wird. Aber ich bin überzeugt, dass wir es schaffen können, wenn wir alle so leidenschaftlich weiterarbeiten, wie wir es über die gesamte Transformation hinweg getan haben.

Das schließt das zweite Quartal mit ein. Wir haben nahtlos an den positiven Trend zu Jahresbeginn angeknüpft und die Erträge in allen vier Geschäftsbereichen dank einer Mischung aus höheren Geschäftsvolumina und Marktanteilsgewinnen gesteigert:

  • Die Unternehmensbank ist für mich eine besonders erfreuliche Erfolgsgeschichte. Sie hat ihre Erträge gegenüber dem Vorjahresquartal um 26 Prozent gesteigert. Es war das dritte Quartal in Folge mit zweistelligen Wachstumsraten und das beste seit Gründung der Unternehmensbank im Jahr 2019. Dabei profitierte sie zum einen vom wieder normaleren Zinsumfeld. Gleichzeitig machten wir in allen Bereichen der Unternehmensbank deutlich mehr Geschäft mit unseren Kunden, was sich in höheren Einlagen und Kreditvolumina niederschlug. Wir sehen an vielen Stellen, dass die Wachstumsinitiativen der vergangenen Jahre mehr und mehr Früchte tragen. Das ist das Verdienst des Teams um Stefan Hoops, der die Unternehmensbank seit ihrer Gründung Mitte 2019 bis Juni dieses Jahres geführt hat und dem ich hier noch einmal herzlich danken möchte.
  • Die Investmentbank hat bewiesen, dass sie mit ihrem diversifizierten Geschäftsmodell auch in einem schwierigen Marktumfeld die Widerstandskraft hat, um gute Ergebnisse zu erzielen. Dank eines Ertragsanstiegs um ein Drittel im Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen konnte auch die Investmentbank insgesamt ihre Erträge im Vergleich zum zweiten Quartal 2021 um elf Prozent steigern, trotz eines deutlichen Rückgangs im Beratungs- und Emissionsgeschäft. Hier schlug sich die Marktflaute bei Aktien- und Anleihenemissionen nieder. Zudem mussten wir, wie andere Banken auch, bei gehebelten Kreditprodukten (Leveraged Lending) einige Wertanpassungen verbuchen – auch dies in Folge des schwierigen Marktumfelds. Dagegen konnten wir unsere Erträge im Beratungsgeschäft gegen den Trend steigern, haben also Marktanteile gewonnen.
  • Auch die Privatkundenbank ist wie die Unternehmensbank auf einem beachtlichen Wachstumspfad. Im Vorjahresvergleich stiegen die Erträge um 7 Prozent. Klammert man die entgangenen Erträge durch das letztjährige BGH-Urteil zur aktiven Zustimmung bei Änderungen von Kontogebühren sowie die positiven Effekte im Zusammenhang mit Abwicklungsaktivitäten bei Sal. Oppenheim aus, beträgt der Ertragsanstieg 4 Prozent. Daran hatten sowohl die Privatkundenbank Deutschland als auch die Internationale Privatkundenbank ihren Anteil. Was mich besonders freut: Auch hier verbuchten wir 11 Milliarden Euro an Nettoneugeschäft, getrieben von Zuflüssen in verwaltete Vermögen sowie neuen Krediten an unsere Kunden.
  • Unsere Vermögensverwaltung hat trotz eines deutlichen Wertrückgangs der verwalteten Vermögen seit Jahresbeginn ihre Erträge dank signifikant höherer Gebühreneinnahmen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 5 Prozent gesteigert. Die Nettozuflüsse früherer Quartale wirkten sich nun in höheren Verwaltungsgebühren aus. Im zweiten Quartal flossen aus DWS-Produkten netto 25 Milliarden Euro ab – wobei diese Nettoabflüsse fast vollständig auf Geldmarktfonds mit niedrigen Margen entfielen, die bei steigenden Zinsen unattraktiv werden. Außerhalb dieser Geldmarktprodukte hielten sich Zu- und Abflüsse nahezu die Waage.

Unsere Bank steht also auf vier sehr robusten Pfeilern. Während die Investmentbank ihren Vorsteuergewinn noch einmal leicht steigern konnte, legten insbesondere die Unternehmensbank und die Privatkundenbank erheblich zu, sodass sie gemeinsam mit der Vermögensverwaltung im ersten Halbjahr mehr als die Hälfte des Vorsteuergewinns der Kernbank beisteuerten. Vor einem Jahr lag dieser Wert noch bei rund 30 Prozent. Unserem Ziel, eine gut ausbalancierte Bank zu sein, kommen wir damit immer näher.

Bei nachhaltigen Finanzierungen fiel das Wachstum dieses Quartal geringer aus. Das hatte mehrere Gründe: Unsere Kunden waren weniger aktiv auf dem Anleihenmarkt, was wir auch bei ESG-Emissionen gespürt haben. Zudem wirkte sich die Entwicklung an den Kapitalmärkten auch auf den Wert der nachhaltig verwalteten Vermögen aus. Trotzdem wuchs das Volumen an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen im Quartal ohne DWS um weitere 14 Milliarden Euro. Insgesamt haben wir seit Anfang 2020 nun 191 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen ermöglicht und stehen damit kurz vor unserem Ziel von 200 Milliarden Euro am Jahresende.

Vor uns liegen nun weitere herausfordernde Monate: Vieles spricht dafür, dass es wirtschaftlich noch schwieriger werden wird – in der Ukraine zeichnet sich leider kein Ende von Russlands Aggression ab, und Unsicherheit und Volatilität werden uns noch eine ganze Weile erhalten bleiben. Aber die Deutsche Bank ist gerüstet für das, was da kommt. Wir sind stabil, wir sind profitabel, wir haben unsere Risiken im Griff. Nun geht es für uns darum, weiterhin mit aller Konzentration und Kraft auf unsere Ziele für dieses und die nächsten Jahre hinzuarbeiten. Vor allem aber geht es darum, unsere Kunden bei ihren Risiken und Bedürfnissen in schwierigen Zeiten zu unterstützen. Als ihre Globale Hausbank und als starkes Team, das auch in dieser Krise Teil der Lösung ist.

Herzliche Grüße

Ihr Christian Sewing

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