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16. September 2015
Ein Auslaufmodell sieht anders aus: 92,5 Mio. Lebens- und Rentenversicherungen besaßen die Deutschen zum Jahresende 2014, im gleichen Jahr konnte die Versicherungsbranche ihre Beitragseinnahmen um mehr als 3 Prozent steigern. Die guten Zahlen des Branchenverbandes GDV können allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die klassische Lebens- und Rentenversicherung unter der aktuellen Niedrigzinsphase leidet: Die Überschussbeteiligung, die ein Versicherungskunde aus seiner Police erwarten kann, sinkt seit Jahren kontinuierlich.
Ein Grund dafür sind die Kapitalgarantien, die eine klassische Lebens- und Rentenversicherung ihren Kunden bieten muss, erklärt Stephan Moltzen, Vorsorge-Experte der Deutschen Bank: „Kapitalgarantien sind im aktuellen Marktumfeld für Anbieter und Kunden extrem teuer geworden. Das ist ein Problem für die Versicherer, die das ihnen anvertraute Vorsorgekapital nur äußerst risikoarm anlegen dürfen. Genau wie private Anleger bekommen sie aber für Pfandbriefe, Staatsanleihen und vergleichbare Papiere kaum noch Zinsen.“
Das Sicherheitsnetz tiefer hängen …
Sind Versicherungen damit noch eine zeitgemäße Vorsorge? Durchaus, sagt Moltzen, denn die Anbieter haben auf die Niedrigzinsphase reagiert: „Moderne Versicherungslösungen bieten Sparern deutlich mehr Flexibilität als früher. Individuell abgestufte Garantieniveaus ermöglichen es, genau die Renditechancen zu bieten, die der Erwartung des Sparers entsprechen.“ Der Sparer hat damit die Wahl, sich für ein individuelles Rendite-Risiko-Profil zu entscheiden: Wünscht er eine 100-prozentige Garantie seines eingezahlten Vorsorgekapitals, muss er sich mit einer niedrigeren Verzinsung zufriedengeben. Ist er dagegen bereit, das Sicherheitsnetz etwas tiefer zu hängen, wird er durch langfristig deutlich höhere Renditechancen belohnt.
Konkret könnte dies zum Beispiel bedeuten, dass ein Kunde eine Rentenversicherung mit 75 Prozent Kapitalschutz zum Laufzeitende abschließt. Ein Teil seiner Beiträge wird dann in Fonds oder gemanagte Depotmodelle investiert, die der Kunde selbst auswählt. Hierdurch erhält er Zugang zum Kapitalmarkt und die Chance, eine langfristig attraktive Rendite zu erwirtschaften. Ein anderer Beitragsteil wandert in das Sicherungsvermögen des Anbieters, wo er zinsschwach, aber sicher angelegt wird. Dieser Teil sorgt für den vereinbarten Kapitalschutz, da in fallenden Märkten automatisch Vermögen von der Fondsanlage in die Sicherungskomponente umgeschichtet wird.
… oder gleich ganz darauf verzichten
„Sparer mit höherer Renditeerwartung können auch eine fondsgebundene Lösung ohne Kapitalgarantie wählen“, so Deutsche Bank-Experte Moltzen. „Sie profitieren dann von der guten Risikostreuung und dem aktiven Management ihres Vorsorgekapitals. Bei längeren Laufzeiten, wie sie für eine Versicherungspolice üblich sind, haben sie so erfahrungsgemäß sehr gute Chancen, auch ohne zusätzliche Garantien eine attraktive positive Verzinsung ihres Kapitals zu erzielen.“
Moderne Versicherungskonzepte bieten mehr Flexibilität und höhere Renditechancen, aber auch die bewährten Vorteile einer fondsgebundenen Lebens- und Rentenversicherung: Während der Laufzeit fällt keine Abgeltungsteuer an und es gibt keine Ausgabeaufschläge für Fondskauf und Fondswechsel – dadurch steht mehr Kapital für den Zinseszinseffekt zur Verfügung. Auch in der Verfügungsphase können Sparer profitieren: Bei einer Kapitalauszahlung müssen sie den Ertrag nur zur Hälfte versteuern, sofern die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind, und bei einer lebenslangen Rente wird die Auszahlung nur mit dem niedrigen Ertragsanteil besteuert.
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