Nachricht 18. März 2016

Ölpreis: Nachhaltige Erholung in Sicht?

Ölförderung Der tiefe Fall des Ölpreises scheint vorerst gestoppt. Mitte Januar kostete die Nordseesorte Brent zeitweise weniger als 28 US-Dollar je Fass, doch im März stieg der Preis für das Fass zeitweise auf über 40 US-Dollar. „Der Ölpreis bleibt das Fieberthermometer der Weltwirtschaft“, sagt Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden der Deutschen Bank. „Und das schlägt derzeit heftig aus.“

Dabei zeigte sich zuletzt eine deutliche Korrelation von Ölpreis und Aktienmarkt – wird Öl teurer, legen auch die Aktienkurse zu, und umgekehrt. Das ist bemerkenswert, weil billiges Öl gemeinhin als Treibstoff für die Konjunktur gilt: Verbraucher und Unternehmen profitieren von niedrigen Energiepreisen, die mehr Spielraum für Konsum und Investitionen lassen und das Wachstum fördern. Davon sollte dann auch der Aktienmarkt profitieren.

Frackingfirmen besonders betroffen

Bei extrem niedrigen Preisen ist die Logik jedoch eine andere: Niedrige Energiekosten werden nun überwiegend als Risiko für Unternehmen und Anleger wahrgenommen. Ölkonzerne leiden unter den schrumpfenden Gewinnen und mit ihnen ein ganzes System von abhängigen Dienstleistern. Weltweit haben Ölfirmen nach Angaben der Beratungsgesellschaft Wood Mackenzie im Jahr 2015 Investitionen von 380 Mrd. US-Dollar aufgeschoben.

Besonders betroffen ist die US-Frackingbranche, die wegen ihrer relativ teuren Förderung einen weit höheren Ölpreis zum Überleben benötigt als beispielsweise die saudi-arabische Ölindustrie. Wenn US-Ölfirmen in finanzielle Schwierigkeiten geraten, könnten die Ausfallraten bei Hochzinsanleihen in die Höhe schnellen und schließlich auch Bankaktien unter Druck setzen, so das Negativ-Szenario. Gleichzeitig könnten die Ölförderländer ihre Ausgaben kürzen, was auch der europäischen Exportindustrie schaden würde.

Wie realistisch sind diese Befürchtungen? Der Preisdruck am Ölmarkt geht vor allem auf das aktuelle Überangebot zurück: Nach Angaben der US-Energie-Informationsbehörde steigt die globale Ölproduktion seit Anfang 2014 schneller als der Verbrauch. Hierzu hat die starke Ausweitung der US-Förderung durch Fracking ebenso beigetragen wie die Entscheidung der wichtigsten Ölförderländer, ihre Fördermengen nicht zu drosseln.

Anlageexperte Ulrich Stephan geht aber davon aus, dass in den USA in diesem Jahr deutlich weniger Öl gefördert wird „Damit könnte das globale Überangebot schrittweise abgebaut werden, und der Ölpreis könnte sich im Jahresdurchschnitt 2016 bei etwa 50 US-Dollar je Fass einpendeln. Ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage erwarte ich aber erst im Laufe des Jahres 2017.“

Konsolidierung in der Ölbranche abwarten

Ein nur moderat steigender Ölpreis dürfte die Inflation niedrig halten und den Notenbanken damit Raum für eine weiterhin lockere Geldpolitik geben. Die Zinsen sollten dann über das Jahr 2016 hinaus niedrig bleiben, besonders im Euroraum. Eine Destabilisierung der US-Finanzbranche durch Kreditausfälle von Ölfirmen erwartet Stephan nicht: „Zwar könnten die Ausfallraten bei US-Hochzinsanleihen auf rund 10 Prozent steigen. Der Markt macht aber nur knapp 2 Prozent der aktuell ausstehenden Kredite in den USA aus.“

Private Rentenanleger sollten angesichts der gesteigerten Risiken den Hochzinsmarkt jedoch eher meiden. Zurückhaltung empfiehlt der Deutsche Bank Experte auch bei Ölaktien: „Die Branche konsolidiert sich. Kleinere Unternehmen werden zu Übernahmekandidaten, aber auch große Konzerne müssen Jobs streichen und Investitionen stoppen.

Die jüngsten Kurssteigerungen bei Energieaktien spiegeln die Erwartung wider, dass der Ölpreis weiter schnell steigen wird, das halte ich für zu optimistisch. Erst wenn die Unternehmen schmerzhafte Anpassungen durchgestanden haben, könnten Ölaktien wieder attraktiv werden.“

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