Nachricht 26. Oktober 2017

Eine Nachricht von John Cryan zu den Ergebnissen der Deutschen Bank im dritten Quartal 2017

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nachdem Sie in den Sommermonaten vielleicht den Eindruck hatten, dass von meiner Seite ein wenig Funkstille herrschte, haben wir heute neben unseren Quartalszahlen eine Reihe weiterer Neuigkeiten veröffentlicht. Ehe ich zu den Ergebnissen komme, möchte ich kurz auf die heutige Ankündigung von Christian Sewing und Frank Strauß eingehen.

Wir haben uns mit allen maßgeblichen Interessensgruppen erfolgreich auf Eckpunkte geeinigt, wie wir unser Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland mit der Postbank zusammenführen und ein neues Digitalangebot schaffen werden, das vor allem junge Generationen ansprechen soll. Damit setzen wir das um, was wir im März angekündigt haben. Es liegt noch viel Arbeit vor uns, und es sind noch verschiedene konkrete Interessensausgleiche abzuschließen. Aber ich bin zuversichtlich, dass alle Beteiligten weiterhin erfolgreich zusammenarbeiten werden, um das beste Ergebnis im langfristigen Interesse unserer Bank zu erzielen.

Damit beginnt nun die Umsetzungsphase, in der wir die Deutsche Bank und die Postbank auf Grundlage der Eckpunktevereinbarung zusammenführen werden. Wir können hier auf wertvolle Erfahrung aufbauen: In den vergangenen zwei Jahren haben wir bereits bewiesen, dass wir das Privat- und Firmenkundengeschäft in Deutschland erfolgreich umbauen können – sowohl auf Seiten der Postbank als auch bei der Deutschen Bank. Beide Häuser haben ihre Restrukturierungsprogramme abarbeiten können. Mit mehr als 20 Millionen Kunden und zwei starken Marken sowie einer neuen digitalen Bank wird die Privat- und Firmenkundenbank in wichtigen Bereichen in Deutschland Marktführer sein, und wir wollen diese Position weiter ausbauen.

Teil des Umbaus ist allerdings auch, dass wir das Geschäft unserer Tochter Sal. Oppenheim in die Deutsche Bank integrieren werden. Die Vermögensverwaltung geht zum Asset Management über, während wir die vermögenden Privatkunden künftig aus unserem Wealth Management betreuen werden. Dieser Schritt ist uns schwer gefallen. Leider ist es jedoch nie gelungen, die Marke Sal. Oppenheim wieder zu alter Stärke zurückzuführen, nachdem sie noch vor dem Kauf 2009 schweren Schaden erlitten hatte.

Ich möchte allen danken, die an all diesen umfassenden Gesprächen beteiligt waren, die auf vorbildliche Weise vertraulich und professionell verliefen.

Beim zweiten großen Projekt, das wir im März angekündigt haben – dem Börsengang unserer Asset-Management-Tochter – machen wir ebenfalls Fortschritte. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Die rechtliche Abspaltung schreitet gut voran. Wir sind zuversichtlich, dass wir im zuvor kommunizierten Zeitraum eine Minderheitsbeteiligung an die Börse bringen können, sofern die Marktbedingungen es erlauben.

In unserer Unternehmens- und Investmentbank sind wir auf einem guten Weg, das Kapitalmarktgeschäft enger mit der Unternehmensfinanzierung und der Transaktionsbank zu verzahnen. Durch diese Integration werden wir komplexe Probleme für unsere Kunden besser lösen können, weil wir sie nicht mehr aus voneinander getrennten Einheiten heraus bedienen.

Nun möchte ich zu den Quartalsergebnissen kommen. Darin finden sich viele Belege dafür, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Zwischen Juli und September haben wir 649 Millionen Euro nach Steuern verdient – was mehr ist, als die meisten Analysten erwartet hatten. Im Vergleich zum dritten Quartal des Vorjahres haben wir unser Ergebnis um 133 Prozent gesteigert. Das liegt zu einem großen Teil an unserem erfolgreichen Sparprogramm. Unsere bereinigten Kosten waren um sechs Prozent geringer als im Vorjahr – obwohl wir mehr Geld für die diesjährige variable Vergütung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zurückgelegt haben.

Weniger zufrieden können wir mit unseren Erträgen sein. Sie gingen um zehn Prozent auf 6,8 Milliarden Euro zurück. Berücksichtigt man Währungseffekte, belief sich der Rückgang auf sieben Prozent. Das Geschäftsumfeld war im dritten Quartal deutlich weniger günstig als im Vorjahr. Die wesentlich geringere Aktivität an den Finanzmärkten hat jedoch nicht nur uns getroffen, sondern die ganze Branche.

Trotz des schwachen Marktumfelds schaue ich optimistisch nach vorne. Das beruht großteils auf Fakten, die sich noch nicht in den Zahlen widerspiegeln. In meinen vielen Gesprächen mit unseren Kunden merke ich, wie groß der Wunsch ist, mit uns Geschäft zu machen. Und wir waren selten zuvor in einem Quartal so erfolgreich darin, uns künftiges Geschäft zu sichern. Hier sind unsere Aussichten derzeit sehr gut. Außerdem würden wir erheblich von einem Anstieg der Zinsen in der Eurozone profitieren. In der Privat- und Firmenkundenbank konnten wir die Belastungen durch Negativzinsen eindämmen, indem wir unsere Provisionseinnahmen steigerten, unter anderem aus Anlageprodukten.

Inzwischen ernten wir auch die Früchte unseres ehrgeizigen Umbaus, den wir im Oktober 2015 begonnen haben. Hier einige unserer jüngsten Erfolge:

  • Während das Ertragsumfeld in der Unternehmens- und Investmentbank schwierig blieb, haben wir unsere Wettbewerbsposition in wichtigen Bereichen und Regionen verbessert: Gemäß des branchenweit anerkannten Coalition Reports konnten wir im ersten Halbjahr 2017 im weltweiten Anleihengeschäft einen Platz gutmachen und lagen insgesamt als Investmentbank in Europa wieder auf Rang zwei. Wir erholen uns also Schritt für Schritt von den Ereignissen im vergangenen Herbst.
  • Ein ähnliches Bild zeigt sich im Beratungs- und Finanzierungsgeschäft mit Unternehmen (Corporate Finance): Zwar sanken auch hier die Erträge. Aber unsere Pipeline, wie es heißt, ist gut mit künftigem Geschäft gefüllt – das dürfte sich im nächsten Jahr positiv in den Erträgen niederschlagen. In Deutschland konnten wir unsere Position als Marktführer bereits ausbauen.
  • Erfolge konnte auch unsere Privat- und Firmenkundenbank verzeichnen. Im Geschäft mit Mittelständlern sowie im Anlage- und Versicherungsgeschäft mit anspruchsvollen Privatkunden sind die Erträge im Jahresvergleich um jeweils fünf Prozent gestiegen. Seit Anfang Januar haben wir netto 2000 neue Firmenkunden gewonnen.
  • Im Asset Management haben wir seit Jahresbeginn bereits 14 Milliarden Euro netto an Zuflüssen verbucht und auch hier den Trend des vergangenen Jahres erfolgreich umgekehrt.
  • Wir gehen neue Wege, um unseren Kunden besseren Zugang zu unseren Angeboten zu ermöglichen. Gerade erst haben wir über 150.000 Zeilen Programmcode zu Schnittstellen mit unserer preisgekrönten Handelsplattform Autobahn öffentlich gemacht – ein richtungsweisender Schritt, um Tausende von Anwendungen aus der ganzen Branche für unsere Kunden zu verknüpfen.
  • Stolz können wir auch darauf sein, was unsere Rechtsabteilung geleistet hat. Ohne großes Aufsehen haben sie mehrere der wichtigen Fälle abgeschlossen. Von den 20 Fällen, auf die noch Anfang des vergangenen Jahres rund 90 Prozent unserer finanziellen Rechtsrisiken entfielen, haben wir inzwischen 13 ganz oder teilweise beigelegt – bei nur geringen zusätzlichen Kosten in diesem Jahr.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das alles spricht für sich. Ich habe immer gesagt, dass der Umbau unserer Bank nicht Quartale, sondern Jahre dauern wird. Aber es tut gut zu sehen, dass sich unsere harte Arbeit Schritt für Schritt auszahlt. Das ist Ihr Erfolg.

Danke für Ihren großen Einsatz!

Ihr John Cryan

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