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25. Juli 2018
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
zuallererst möchte ich Ihnen danken – danken dafür, wie Sie sich in den vergangenen drei Monaten eingebracht und wie Sie mitgezogen haben. Mir ist bewusst, dass wir seit Anfang April einen Wandel in unserer Bank angestoßen haben, der äußerst intensiv ist. Aber wir wissen auch alle, wofür wir das tun: Wir wollen so schnell wie möglich zurück auf die Erfolgsspur kommen.
Und da stimmen mich die vergangenen drei Monate zuversichtlich. Der Startpunkt ist gesetzt, wir sehen bereits die ersten Spuren des Wandels in unseren Ergebnissen. Wer hätte uns vor drei Monaten zugetraut, dass wir in nur einem Quartal wichtige Geschäftseinheiten grundlegend verändern? Wer hätte gedacht, dass wir unsere Bilanz gezielt so verkleinern, dass wir zum Halbjahr eine harte Kernkapitalquote von 13,7 Prozent und eine Verschuldungsquote von 4,0 Prozent erreichen? Und wer hätte erwartet, dass wir im zweiten Quartal 711 Millionen Euro vor Steuern verdienen, was zu einem Halbjahresergebnis von 1,14 Milliarden Euro vor Steuern führt?
Jetzt werden manche darauf verweisen, dass die Erträge im zweiten Quartal mit 6,6 Milliarden Euro nur wegen einiger positiver Sondereffekte auf dem Niveau des Vorjahres lagen. Und dass die Kosten gegenüber dem Vorjahr sogar leicht gestiegen sind.
Die Antwort ist: Das stimmt. Aber in den Zahlen sind auch einige wichtige Trends, die uns optimistisch stimmen, nicht oder nicht sofort ersichtlich:
Der Bilanzabbau in der Unternehmens- und Investmentbank kostet natürlich zunächst einmal Erträge. Und wir sollten nicht vergessen, mit welchem erheblichen Gegenwind wir in den vergangenen vier Monaten zu kämpfen hatten. Manche, die es nicht gut mit uns meinen, haben unsere Unternehmens- und Investmentbank bereits abgeschrieben. Wir zeigen ihnen Tag für Tag, wie falsch sie damit liegen. Gemessen an dem Umfeld haben wir uns nicht nur ordentlich, sondern sogar ziemlich gut geschlagen.
So hat unsere Transaktionsbank offensichtlich den Wendepunkt erreicht. Wir erwarten nach und nach weiter steigende Erträge aufgrund unseres stabilen Geschäfts und der neuen Mandate, die wir gewonnen haben.
Gut positioniert sind wir auch in unserem Geschäft mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen (FIC), das wir in den vergangenen drei Monaten angepasst haben. Hier haben wir Stärken, die wir nun gezielt ausbauen wollen – zum Beispiel im Kredit- und Währungshandel.
Unübersehbare Erfolge verzeichnen wir auch in unserem Beratungs- und Finanzierungsgeschäft (Corporate Finance), das wir in Randbereichen angepasst haben. Wir hatten eine führende Rolle bei zehn der 25 größten Transaktionen weltweit (nach Provisionseinnahmen). Dazu zählen sieben der zehn größten Börsengänge in diesem Jahr und vier der fünf größten Transaktionen in Deutschland. Bei der Emission von Hochzinsanleihen haben wir unsere Provisionseinnahmen laut Dealogic gegenüber dem zweiten Quartal 2017 um 63 Prozent gesteigert und unseren Marktanteil deutlich ausgebaut.
Und schließlich haben wir unser Aktiengeschäft in rasantem Tempo umgebaut und unsere Bilanz optimiert. Hier sind wir weit vorangeschritten, wir können uns wieder voll auf unsere Kunden konzentrieren.
All das hat Spielraum geschaffen. Diesen werden wir jetzt dort nutzen, wo wir besonders stark sind und wo wir wachsen wollen.
Das gilt auch für unsere Privat- und Firmenkundenbank. Wieder einmal ist es uns gelungen, den Ertragsrückgang auf der Zinsseite durch Wachstum im Kreditgeschäft zu kompensieren. Gleichzeitig setzen wir den Umbau wie versprochen fort: Die Fusion des Privat- und Firmenkundengeschäfts von Deutscher Bank und Postbank auf unserem Heimatmarkt ist rechtlich abgeschlossen. Das war eine enorme Anstrengung. Jetzt geht es darum, die nächsten Schritte der Integration mit der gleichen Konsequenz anzugehen – so legen wir zum Beispiel die IT und die beiden Zentralen zusammen.
Im Geschäft mit den vermögenden Kunden waren wir ebenfalls stabil, wenn man Sondereffekte ausklammert. Nun wollen wir auch hier wachsen. Weltweit haben wir zusätzliche Berater eingestellt – in Nordamerika ebenso wie in Asien und Europa. Das Geschäft von Sal. Oppenheim ist nun vollständig integriert, und wir haben die große Mehrheit der Kunden halten können. Auch das ist ein großer Erfolg.
Die DWS wiederum verzeichnete zwar weniger Erträge als im Vorjahr, was aber vor allem daran lag, dass bestimmte Gebühreneinnahmen nur alle zwei Jahre anfallen. Gegenüber dem ersten Quartal dieses Jahres konnte unsere Vermögensverwaltung zulegen. Auch hier sind wir auf Wachstumskurs. Besonders freut mich die Partnerschaft mit Apple und ausgewählten Lieferanten: Ziel ist es, einen neuartigen geschlossenen Fonds aufzulegen, der ihnen dabei helfen wird, ihre Kohlendioxid-Emissionen auszugleichen.
Wir sind also nicht nur innovativ, sondern setzen auch beim wichtigen Thema Nachhaltigkeit Akzente.
Soweit zu unseren Erträgen, nun zu den Kosten: Ich bin weiterhin sehr zuversichtlich, dass wir unsere Ziele erreichen, die bereinigten Kosten für das Gesamtjahr 2018 auf 23 Milliarden Euro und die Zahl der Vollzeitstellen bis zum Jahresende auf unter 93.000 zu verringern. Im ersten Halbjahr haben wir 2.100 Vollzeitstellen abgebaut, davon allein 1.700 im zweiten Quartal.
Ja, mit bereinigten Kosten von 11,9 Milliarden Euro zum Halbjahr sind wir bei den laufenden Ausgaben noch nicht auf dem notwendigen Niveau. Aber diese Zahl aus dem ersten Halbjahr beinhaltet fast 800 Millionen Euro für Bankenabgaben und Beiträge zur Einlagensicherung, die vor allem im ersten Quartal anfallen. Außerdem zahlen sich unsere Umbau- und Sparmaßnahmen der vergangenen Monate aus – die Sachkosten sind im zweiten Quartal auf breiter Front gesunken.
Zu guter Letzt haben wir in größerem Umfang als im ersten Halbjahr 2017 Mittel für die variable Vergütung zurückgelegt, um die Kosten gleichmäßiger über die Quartale zu verteilen. Wie ich Ihnen bereits zu meinem Amtsantritt im April geschrieben habe: Ein Kostenanstieg im vierten Quartal wie in den vergangenen Jahren darf sich nicht wiederholen.
Das, liebe Kolleginnen und Kollegen, heißt aber nicht, dass wir in unseren Anstrengungen nachlassen dürfen. Uns alle eint der Wunsch, diese Transformation so rasch wie möglich abzuschließen. Die meisten Bereiche zeigen die nötige Entschlossenheit. Aber ich merke auch, dass noch nicht überall die Haltung zum Umbautempo und unseren Kosten herrscht, die wir leben wollen. Verlassen Sie sich also bitte nicht darauf, dass es andere schon richten werden. Diese Zeiten sind vorbei.
Wir haben inzwischen 167 Maßnahmen identifiziert, mit denen wir Kosten senken können.
Wir werden sie Schritt für Schritt abarbeiten, und es werden neue hinzukommen. Dies ist das Ziel unseres „Kostenkatalysator“-Programms. Sie wissen selbst oft am besten, wo es hakt. Schicken Sie also weitere Ideen, wo wir sparen können. Keine Idee ist zu klein – aber noch viel wichtiger: Keine Idee ist zu groß.
Eines ist allerdings auch klar, und ich werde nicht müde werden, das immer wieder zu betonen: Trotz allen Kostendrucks werden unsere Kontrollen wirksam bleiben, und wir dürfen bei unseren ethischen Standards und unserer Integrität keine Abstriche machen. Wir dürfen nie unsere Werte und Überzeugungen opfern.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir haben allen Grund dazu, erhobenen Hauptes ins zweite Halbjahr zu gehen. Die Kunden setzen auf uns. Ich habe seit meinem Start im April weit mehr als 100 Kunden rund um die Welt getroffen. Die Botschaft ist überall dieselbe: Unsere Kunden wollen mit uns zusammenarbeiten, sie schätzen unser Engagement und unsere Kompetenz, sie glauben an uns. Und das ist die beste Voraussetzung dafür, dass wir nachhaltig erfolgreich sein können. Lassen Sie uns dieses Momentum nutzen.
Es grüßt Sie herzlich
Ihr Christian Sewing
Dieser Text wurde aktualisiert, um klarzustellen, dass sich der 63-prozentige Zuwachs bei Provisionseinnahmen auf die Emission von Hochzinsanleihen (Leveraged Debt Origination) bezieht, nicht auf Anleiheemissionen allgemein (Quelle: Daten von Dealogic).
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