Nachricht 30. Januar 2020

Jahresergebnis: „Ich blicke sehr zuversichtlich auf 2020 – und darüber hinaus“

Nachricht von Christian Sewing an die Mitarbeiter

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

heute haben wir einen hohen Verlust für 2019 bekannt gegeben – und trotzdem erleben Sie mich zufrieden und positiv gestimmt. Wie passt das zusammen?

2019 war das Jahr der wegweisenden Entscheidungen. Wir haben die radikalste Transformation der Deutschen Bank seit zwei Jahrzehnten angekündigt – und schon weit vorangebracht. Das hat seinen Preis, keine Frage. Sie können das am Jahresverlust von 5,3 Milliarden Euro ablesen. Aber diesen Verlust hatten wir erwartet.

Und er zeigt vor allem eines: wie viel wir bereits für den Umbau unserer Bank getan haben. Von den Transformationskosten, die wir für die Zeit bis 2022 erwarten, sind 70 Prozent bereits verdaut. Damit liegen wir nicht nur im Plan, in manchen Bereichen liegen wir sogar über unserem Plan. Wir kommen schneller voran als erwartet.

Dank dieser Fortschritte haben wir alle unsere Finanzziele für das vergangene Jahr erreicht:

  • Die bereinigten Kosten – ohne Umbaubelastungen und Aufwendungen für das Geschäft mit Hedgefonds, das an BNP Paribas übertragen wird – haben wir auf 21,5 Milliarden Euro gesenkt. Dazu trug auch der unvermeidliche Stellenabbau bei, durch den die Mitarbeiterzahl auf deutlich unter 90.000 gesunken ist. Das tut weh, ist aber leider unvermeidlich.
  • Trotz der Belastungen der Transformation haben wir unsere starke Kapitalposition gefestigt. Das spiegelt sich besonders in der harten Kernkapitalquote wider: Mit einem Wert von 13,6 Prozent zum Jahresende haben wir unser Ziel von mehr als 13 Prozent klar erreicht und die Erwartungen übertroffen.
  • Das liegt maßgeblich daran, dass unsere Einheit zur Freisetzung von Kapital (Capital Release Unit) schneller als erwartet unsere Risiken verringert hat – und das kapitalschonender als angenommen.

Diese raschen Fortschritte machen es möglich, dass wir uns nun wieder ganz auf unsere Kunden konzentrieren können. Und dass schon jetzt wieder sichtbar wird, wie stark wir in den Geschäftsbereichen, die wir fortführen, aufgestellt sind.

Rechnet man die Sonderfaktoren auf der Kosten- und der Ertragsseite heraus, sehen wir in unserer Kernbank, wie wir sie nennen, eine positive Entwicklung – trotz all der Unruhe und trotz eines noch ungünstigeren Zinsumfelds. Wir haben die Erträge nicht nur stabil gehalten, sondern sie sogar noch leicht gesteigert. Und weil wir gleichzeitig diszipliniert die Kosten gesenkt haben, sieht das Bild beim Ergebnis noch freundlicher aus: Der Vorsteuergewinn der Kernbank (ohne Sondereffekte bei den Erträgen, Transformationskosten, Abschreibungen auf den Geschäfts- oder Firmenwert sowie Restrukturierungskosten und Abfindungen) ist um sieben Prozent auf 2,8 Milliarden Euro gestiegen.

Die positive Entwicklung wird besonders deutlich, wenn wir uns das zweite Halbjahr 2019 ansehen – also die Zeit, seit wir Anfang Juli unsere neue Strategie vorgestellt haben:

  • In unserer neu geschaffenen Unternehmensbank konnten wir unsere Erträge stabil halten – trotz des Gegenwinds auf der Zinsseite im zweiten Halbjahr. Der Schlüssel dazu war unser Wachstum in Asien sowie im Kreditgeschäft, wo wir das Volumen im Gesamtjahr 2019 um fünf Prozent gesteigert haben, vor allem in Deutschland. Im Zahlungsverkehr haben wir fast drei Milliarden Cash-Transaktionen für Unternehmen abgewickelt, das waren neun Prozent mehr als im Vorjahr. Und unsere Erträge mit digitalen Plattformen haben wir um mehr als 15 Prozent gesteigert.
  • Unsere Investmentbank haben wir schneller stabilisiert als von vielen erwartet. Im zweiten Halbjahr sind unsere Erträge bereinigt um Sondereffekte um sieben Prozent gestiegen – dank eines sehr starken vierten Quartals mit einem Plus von 22 Prozent im Jahresvergleich. Damit sind wir im Schlussquartal 2019 erstmals seit fast drei Jahren im Vorjahresvergleich gewachsen, und das vor allem wegen unseres Geschäfts mit festverzinslichen Wertpapieren und Währungen. Hier sind die Erträge um mehr als 30 Prozent gestiegen. Unsere Maßnahmen, die zuletzt schwächeren Bereiche dieses Geschäftsfelds zu stabilisieren, haben also Wirkung gezeigt. Aber auch das Geschäft mit Anleihenemissionen hat sich weiterhin sehr positiv entwickelt.
  • Gut geschlagen hat sich auch unsere Privatkundenbank, der die Negativzinsen selbstverständlich besonders zu schaffen machen. Dies konnten wir jedoch zu einem erheblichen Teil ausgleichen – weil wir im Gesamtjahr das Kreditvolumen um vier Prozent gesteigert und das Wertpapiergeschäft ausgebaut haben. Außerdem profitieren wir davon, dass wir im Geschäft mit Vermögenskunden weltweit zusätzliche Kundenbetreuer eingestellt haben.
  • Und nicht zuletzt ist unser Asset Management weiter auf Wachstumskurs – mit einem Ertragsplus von zwölf Prozent im zweiten Halbjahr. Entscheidend war hier, dass wir in allen vier Quartalen des Jahres Nettomittelzuflüsse verzeichnen konnten. 25 Milliarden Euro waren es 2019 insgesamt.

Damit sind wir natürlich noch lange nicht da, wo wir sein wollen – aber für das Umbaujahr 2019 sind wir damit zufrieden. Dabei ist diese ermutigende Entwicklung zu allererst Ihr Verdienst, liebe Kolleginnen und Kollegen: Ihr Engagement und Ihre Disziplin war in diesem unruhigen Jahr besonders beeindruckend und der Schlüssel zu den Erfolgen in unserem Geschäft. Dafür möchte ich Ihnen herzlich danken.

Auch der Kapitalmarkt würdigt unsere Fortschritte zusehends. Kreditausfallversicherungen auf die Deutsche Bank sind nicht einmal mehr halb so teuer wie zu unserer Hauptversammlung 2019. Und der deutliche Risikoaufschlag, der im Vergleich zu unseren Wettbewerbern fällig wurde, ist inzwischen erheblich kleiner geworden. Das hilft uns ganz konkret in unserem Geschäft: Je niedriger unsere Finanzierungskosten am Markt ausfallen, desto wettbewerbsfähiger sind wir in vielen Geschäftsfeldern. Auch das wird uns helfen, nach der Phase der Stabilisierung wieder zu wachsen.

Denn darum geht es in der nächsten Phase unserer Transformation immer mehr. 2018 haben wir die Grundlage gelegt, um unsere Deutsche Bank neu aufstellen zu können. 2019 war das Jahr der strategischen Weichenstellungen – inklusive einem raschen Start in die Umsetzung. 2020 geht es weiter um diese Umsetzung: Wir werden unsere Kosten weiter senken und die Bilanz unserer Capital Release Unit weiter abbauen. Aber gleichzeitig verschiebt sich unser Fokus – und zwar in Richtung Wachstum. Wir wollen unsere Marktposition nicht mehr nur verteidigen. Wir wollen sie wieder ausbauen.

Dabei werden wir auch stark auf Nachhaltigkeit setzen.

Einerseits sehen wir uns als Deutsche Bank in der gesellschaftlichen Verantwortung, uns insbesondere im Kampf gegen den Klimawandel entschieden einzusetzen. Andererseits sehen wir uns hier auch als Bank hervorragend positioniert, um nicht nur gesellschaftlich einen positiven Beitrag zu leisten, sondern unser nachhaltiges Geschäft über die ganze Bank hinweg auszubauen.

Wie ich kürzlich bereits angekündigt habe, werden wir in unserem Kreditportfolio von rund 430 Milliarden Euro den Anteil nachhaltiger Finanzierungen Schritt für Schritt erhöhen. Dazu werden unsere Unternehmensbank und die Investmentbank ebenso beitragen wie unsere Privatkundenbank. Aus entsprechenden Finanzierungen können wir im Anschluss grüne Anleihen, so genannte Green Bonds, und andere Anlageprodukte strukturieren.

Wir sind hier auf einem guten Weg: Wir haben 2019 für unsere Kunden etwas mehr als 20 Milliarden Euro an grünen Anleihen platziert, das war das Zweieinhalbfache des Vorjahresniveaus und entsprach zehn Prozent des Gesamtmarkts. Noch dieses Jahr wollen wir unsere erste eigene grüne Anleihe an den Markt bringen und detaillierte und ehrgeizige Nachhaltigkeitsziele vorlegen.

Das alles heißt: Dieses Jahr werden wir uns wieder weniger mit uns selbst beschäftigen – und umso mehr mit unseren Kunden und mit unserem Geschäft.

Lassen Sie uns immer daran denken: Die Deutsche Bank entstand nicht aus Selbstzweck. Sie wurde vor 150 Jahren gegründet, um deutsche und später internationale Unternehmen weltweit zu begleiten. Um Welten zu verbinden. Und um unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht zu werden.

Bis die Transformation abgeschlossen ist, wird noch einiges an Arbeit nötig sein. Aber wenn wir weiter so konsequent, diszipliniert und engagiert voranschreiten wie in den vergangenen sechs Monaten, dann blicke ich sehr zuversichtlich auf 2020 – und darüber hinaus.

Herzliche Grüße

Ihr

Christian Sewing

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