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Frankfurt am Main, 26. November 2025
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Künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor in einer Welt der Risiken
Die Deutsche Bank prognostiziert in ihrem Kapitalmarktausblick, den sie heute für 2026 in Frankfurt vorgestellt hat, eine insgesamt robuste Entwicklung der Weltwirtschaft, die jedoch von geopolitischen Risiken und Unsicherheiten geprägt bleibt. Der strukturelle Wandel durch die Künstliche Intelligenz (KI) dürfte sich als zentraler Wachstumsmotor etablieren und Anlegern eine breite Palette an Investmentmöglichkeiten bieten. In einem komplexen Umfeld wird das aktive Management von Risiken und das gezielte Investieren über klassische Anlageklassen hinaus nach Ansicht der Fachleute der Bank entscheidend für eine stabile und robuste Vermögensallokation.
Aktives Risikomanagement in einer komplexen Welt
Christian Nolting, weltweiter Chefanlagestratege der Privatkundenbank, blickt für 2026 grundsätzlich konstruktiv auf die Märkte, betont aber die zunehmenden Risiken. „Für das Jahr 2026 rechnen wir mit einer insgesamt robusten Entwicklung der Weltwirtschaft. Dennoch bleibt die Vielzahl existierender und potenzieller Krisen und Konflikte eine Herausforderung für Anleger“, so Nolting.
In der internationalen Politik hoffe man auf Kooperation statt auf Konfrontation. „Klientelpolitik und mangelnde Kompromissbereitschaft gefährden die Stabilität internationaler Beziehungen“, warnt Nolting. Bekannte Risikofelder wie die Lage im Nahen Osten, der Krieg in der Ukraine oder die Spannungen zwischen China und Taiwan blieben ebenso virulent wie die Sorge vor erhöhten Inflationsraten und hoher Staatsverschuldung.
Der Handelskonflikt zwischen den USA und China bleibe global betrachtet am bedeutendsten. Zwar sorge der kürzlich vereinbarte „Zollfrieden“ für eine vorübergehende Entspannung, doch die strategischen Differenzen bei Halbleitern und Seltenen Erden bestünden fort. „Zusätzliche Störungen der weltweiten Handelsbeziehungen könnten sich negativ auf Wirtschaft und Kapitalmärkte auswirken, da Zölle als indirekte Steuern auf internationale Lieferketten wirken“, erklärt Nolting.
Ein zentraler Wachstumstreiber bleibt KI, in die vor allem in den USA und China massiv investiert wird. „KI ist ein Game Changer und wird auch 2026 ein strukturelles Wachstumsthema bleiben“, erklärt Nolting. Gleichzeitig mahnt er zur Vorsicht: „Überinvestitionen und Stromengpässe könnten die Erwartungen dämpfen.“
Parallel dazu ist die Wirtschaftspolitik zunehmend von staatlichen Interventionen geprägt. Während fiskalische Impulse das Wachstum stützen, bergen Subventionen und Exportbeschränkungen langfristige Risiken. „Nicht jeder staatliche Eingriff führt zum Erfolg. Fehlallokationen können die Wettbewerbsfähigkeit schwächen“, warnt Nolting.
Für Anleger ist daher nach Ansicht von Nolting eine breit diversifizierte Strategie entscheidend. „Langfristiger Anlageerfolg basiert auf Disziplin, aktiver Risikosteuerung und der Bereitschaft, Chancen in unterschiedlichen Anlageklassen zu nutzen“, fasst Nolting zusammen.
Deutscher Aufschwung verschiebt sich auf 2026
Robin Winkler, Chefvolkswirt Deutschland bei Deutsche Bank Research, sieht für die deutsche Wirtschaft einen Wendepunkt. Nach Jahren der Stagnation sei für 2026 eine Erholung in Sicht. „Obwohl die deutsche Wirtschaft die Rezession in diesem Jahr überwunden hat, verschiebt sich der tatsächliche Aufschwung ins nächste Jahr. Für 2026 prognostizieren wir eine spürbare Konjunkturerholung und ein BIP-Wachstum von bis zu 1,5 %. Gleichzeitig dürfte sich der Arbeitsmarkt zumindest stabilisieren.“
Der stärkste Wachstumsimpuls werde von einem deutlichen Anstieg der staatlichen Ausgaben ausgehen, während private Konsumenten und Investoren vorerst nur geringe Dynamik entfachen dürften. „Ein Lichtblick sind jedoch die erheblichen Unternehmensinvestitionen in intellektuelles Eigentum, die die schwachen Ausrüstungsinvestitionen mehr und mehr kompensieren“, so Winkler. Neben frischen staatlichen Nachfrageimpulsen im Tiefbau rechne er auch im Wohnungsbau mit einer ersten zaghaften Erholung. Der Außenhandel werde aufgrund der andauernden Wettbewerbsschwäche das Wachstum jedoch weiterhin bremsen.
Eine Schlüsselrolle spiele die Wirtschaftspolitik der Bundesregierung. „Die Zinssenkungen der EZB sind abgeschlossen und die Geldpolitik wird keine zusätzlichen expansiven Impulse mehr setzen. Das Sondervermögen für Infrastruktur und Klimaneutralität muss zielgerichtet eingesetzt werden, um langfristige Wachstumseffekte zu erzielen“, mahnt Winkler. Zudem müsse die Politik überfällige Strukturreformen wie den Bürokratieabbau angehen.
Anlageschwerpunkte für 2026
Ulrich Stephan, Chefanlagestratege Deutschland der Privatkundenbank, sieht für 2026 mehr Anlagemöglichkeiten, mahnt aber zu einem disziplinierten Vorgehen: „Das Anlagejahr 2026 wird von einer breiteren Streuung der Chancen geprägt sein. Während KI ein zentraler Wachstumstreiber bleibt, setzen auch andere Sektoren und Regionen zur Aufholjagd an. Für eine langfristig erfolgreiche Strategie geht es nicht darum, Risiken zu vermeiden, sondern sie gezielt zu suchen, zu bewerten und bewusst einzugehen. Für Anleger bedeutet das, diszipliniert zu bleiben, Risiken aktiv zu managen und gezielt über die etablierten Favoriten und Benchmarks hinauszuschauen.“
Aktien: Das Anlageuniversum erweitert sich
Die Aktienmärkte dürften sich 2026 breiter aufstellen, so Stephan. Zwar werde „Big Tech“ durch den KI-Boom weiter an Stärke gewinnen, jedoch sollten auch andere Regionen und Sektoren ihre Aufholjagd fortsetzen. „Wir erwarten für die meisten Regionen ein solides zweistelliges Gewinnwachstum, das sich auf mehr Sektoren als in den Vorjahren verteilt“, erklärt Stephan.
Vom KI-Boom dürften neben den Technologiekonzernen auch Branchen wie die Bauwirtschaft (Rechenzentren), Energieversorger (steigender Strombedarf) und Industrieunternehmen entlang der Lieferkette profitieren. „Auch Banken sollten sich aufgrund der hohen Kapitalmarktaktivität und des stabilen Zinsumfelds gut entwickeln“, so Stephan.
Als interessante Beimischungen abseits der Kerninvestments könnten Sektoren wie Pharma und Luxuskonsum wieder in den Fokus rücken, die von einem nachlassenden handelspolitischen Gegenwind und einer sich erholenden Nachfrage profitieren dürften. Auch Nebenwerte könnten für Anleger interessant werden, da sie vom gesunkenen Zinsniveau und einer starken Binnenmarktorientierung besonders profitieren.
Anleihen: Zurück in der Normalität mit positiven Realrenditen
An den Anleihemärkten hat sich laut Stephan ein stabiles Regime etabliert. „Die Zinskurven haben sich normalisiert, und Anleger werden wieder für längere Laufzeiten entlohnt. Mit Staatsanleihen sind in den USA und Europa wieder positive reale Renditen möglich“, sagt Stephan. Der Fokus liege 2026 klar auf dem Zinseinkommen und weniger auf Kursgewinnen.
Bei Unternehmensanleihen mit guter Bonität (Investment Grade) seien die Risikoaufschläge (Spreads) historisch eng, was das Risiko für negative Überraschungen erhöhe. Qualität und die Auswahl solider Emittenten seien daher entscheidend. „Im Hochzinssegment erscheinen die Verzinsungen zwar interessant, wir würden aufgrund höherer erwarteter Ausfallraten aber grundsätzlich Investment-Grade-Papiere bevorzugen“, rät Stephan.
Alternative Investments: Portfolio-Baustein für Diversifikation und Resilienz
„Für ein robustes Portfolio sind alternative Anlagen nicht mehr nur eine Option, sondern eine Notwendigkeit“, so Stephan. Sie bieten Privatanlegern die Möglichkeit, ihr Portfolio über klassische Märkte wie Aktien oder Anleihen hinaus zu diversifizieren. Insbesondere in den Bereichen Private Equity, Infrastruktur und Private Credit sehen Fachleute für 2026 interessante Chancen.
Private Equity investiert in nicht börsennotierte Unternehmen und ermöglicht die Teilhabe an deren Wertentwicklung, was jedoch mit einem höheren Eigenkapitalrisiko verbunden ist.
Investitionen in Infrastruktur wie Energie oder Rechenzentren versprechen hingegen stabile Erträge, gestützt durch langfristige Verträge und einen hohen globalen Investitionsbedarf.
Der Bereich Private Credit, also die direkte Kreditvergabe an Firmen, ist durch gestiegene Zinsen stark gewachsen und kann durch variable Verzinsung einen Inflationsschutz bieten, birgt aber auch Ausfallrisiken.
Anleger sollten beachten, dass diese Anlageformen höhere und oft weniger kalkulierbare Risiken aufweisen. Stephan betont: „Es geht bei alternativen Anlagen weniger um die Maximierung der Rendite als um die intelligente Steuerung des Gesamtrisikos.“ Ihr Hauptzweck ist somit die Diversifikation und Stabilisierung der gesamten Anlagestrategie.
Rohstoffe: Strategische Metalle und Gold im Fokus
Im Rohstoffsektor hebt Stephan die immense strategische Bedeutung von Seltenen Erden hervor, die für Schlüsseltechnologien wie KI und Elektromobilität unverzichtbar sind. „Der Wettlauf um den Zugang zu diesen kritischen Mineralien und die Suche nach Substituten wird sich intensivieren. Das bietet langfristig Chancen bei spezialisierten Unternehmen“, so der Chefanlagestratege.
Am Ölmarkt rechnet er aufgrund eines erwarteten globalen Überangebots mit Preisen auf niedrigem Niveau. Dagegen sieht er bei Gold weiteres Aufwärtspotenzial: „Eine starke Nachfrage von Notenbanken sowie von Anlegern, die eine Absicherung für ihre Technologie-Investments suchen, dürfte den Goldpreis 2026 stützen.“
Währungen: Stabiler US-Dollar trotz Gegenwind
Nach dem starken Wertverfall Anfang 2025 dürfte sich der US-Dollar im kommenden Jahr stabilisieren. „Ein starker US-Aktienmarkt, getrieben von KI-Investitionen und fiskalischen Impulsen, dürfte für entsprechende Kapitalzuflüsse in den Dollar sorgen“, erklärt Stephan. Gegenwind komme zwar von den erwarteten Zinssenkungen der Fed und der hohen US-Staatsverschuldung. Insgesamt scheinen sich die treibenden und dämpfenden Faktoren jedoch die Waage zu halten, was für eine stabile Entwicklung gegenüber dem Euro spricht.
Prognosen für das Jahresende 2026:
Wertentwicklung in der Vergangenheit und Prognosen sind keine verlässlichen Indikatoren für zukünftige Wertentwicklungen.
Quelle: Deutsche Bank Chief Investment Office
Über die Deutsche Bank
Die Deutsche Bank bietet vielfältige Finanzdienstleistungen an – vom Zahlungsverkehr und dem Kreditgeschäft über die Anlageberatung und Vermögensverwaltung bis hin zu einem fokussierten Kapitalmarktgeschäft. Sie bedient Privatkunden, mittelständische Unternehmen, Konzerne, die Öffentliche Hand und institutionelle Anleger. Die Deutsche Bank ist die führende Bank in Deutschland mit starken europäischen Wurzeln und einem globalen Netzwerk.
Disclaimer
Diese Mitteilung enthält zukunftsgerichtete Aussagen. Zukunftsgerichtete Aussagen sind Aussagen, die nicht Tatsachen der Vergangenheit beschreiben, sie umfassen auch Aussagen über die Annahmen und Erwartungen von der Deutschen Bank sowie die zugrunde liegenden Annahmen. Diese Aussagen beruhen auf Planungen, Schätzungen und Prognosen, die der Geschäftsleitung der Deutschen Bank derzeit zur Verfügung stehen. Zukunftsgerichtete Aussagen beziehen sich deshalb nur auf den Tag, an dem sie gemacht werden. Die Deutsche Bank übernimmt keine Verpflichtung, solche Aussagen angesichts neuer Informationen oder künftiger Ereignisse zu aktualisieren.
Zukunftsgerichtete Aussagen beinhalten naturgemäß Risiken und Unsicherheitsfaktoren. Eine Vielzahl wichtiger Faktoren kann dazu beitragen, dass die tatsächlichen Ergebnisse erheblich von zukunftsgerichteten Aussagen abweichen.
Solche Faktoren sind etwa die Verfassung der Finanzmärkte in Deutschland, Europa, den USA und andernorts, wo die Deutsche Bank einen erheblichen Teil ihrer Erträge aus dem Wertpapierhandel erzielt, der mögliche Ausfall von Kreditnehmern oder Kontrahenten von Handelsgeschäften, die Umsetzung ihrer strategischen Initiativen, die Verlässlichkeit ihrer Grundsätze, Verfahren und Methoden zum Risikomanagement sowie andere Risiken, die in den von der Deutschen Bank bei der US Securities and Exchange Commission (SEC) hinterlegten Unterlagen dargestellt sind.
Diese Faktoren sind im SEC-Bericht der Deutschen Bank nach „Form 20-F“ vom 13. März 2025 im Abschnitt „Risk Factors“ dargestellt. Dieses Dokument ist auf Anfrage bei der Deutschen Bank erhältlich oder unter www.db.com/Investoren verfügbar.
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