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24. Juli 2019
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wir alle in unserer Bank haben sehr herausfordernde Wochen hinter uns. Seit wir am 7. Juli unsere neue Strategie bekanntgegeben haben, galt es unzählige Fragen zu beantworten – Fragen von Kolleginnen und Kollegen, Fragen von Kunden, Fragen von Geschäftspartnern. Mit viel Selbstbewusstsein können wir sagen, dass wir unser erstes Etappenziel erreicht haben: Unsere Strategie wird im Großen und Ganzen nicht mehr in Frage gestellt – nicht von unseren Investoren, nicht von den Medien und vor allem nicht von unseren Kunden. Und ich habe den Eindruck, dass auch Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen, uns auf dem richtigen Weg sehen.
Jetzt geht es darum zu beweisen, dass wir unsere Pläne auch umsetzen können. Nachdem wir in den vergangenen 15 Monaten die Grundlagen geschaffen hatten, konnten wir nun buchstäblich vom ersten Tag an mit unserem Umbau beginnen.
Unsere neue Abbaueinheit zur Freisetzung von Kapital, die Capital Release Unit, hat ihre Arbeit aufgenommen und veräußert bereits Aktiva, die nicht mehr zu unserer Ausrichtung passen. Wir haben uns von unseren Positionen im Aktienhandel getrennt und schalten Schritt für Schritt die entsprechenden Systeme ab. Wir schreiten auch mit dem Kostenabbau schnell voran.
Das bedeutet leider auch, dass wir uns von Kolleginnen und Kollegen trennen müssen. Mehr als 900 Mitarbeiter wurden bereits darüber informiert, dass ihr Arbeitsverhältnis endet oder ihre Stelle entfällt. Das ist schmerzhaft – es ist uns aber wichtig, rasch für Klarheit zu sorgen und einen quälenden Schwebezustand zu vermeiden. Dort, wo unsere Umbaupläne erst noch zu Einschnitten führen, werden wir alles tun, um möglichst bald unsere Entscheidungen kommunizieren zu können.
Rasche Umsetzung bedeutet auch, dass wir die finanziellen Folgen des Umbaus zügig verarbeiten.
Das hat unsere Ergebnisse für das zweite Quartal 2019 ganz entscheidend geprägt. Wir haben einen Verlust von 3,1 Milliarden Euro nach Steuern verbucht. Grund dafür sind verschiedene Wertberichtigungen, die wir in unseren heutigen Veröffentlichungen aufgeschlüsselt haben. Ohne diese Belastungen wären wir profitabel gewesen und hätten einen Nettogewinn von 231 Millionen Euro ausgewiesen.
Für dieses Ergebnis und Ihren enormen Einsatz möchte ich Ihnen ganz ausdrücklich danken. Wir können stolz sein auf unsere Kostendisziplin. Ohne die Belastungen durch den Umbau und Bankenabgaben haben wir unsere bereinigten Kosten nun sechs Quartale in Folge im Jahresvergleich verringern können.
Das reichte freilich nicht, um das Minus bei den Erträgen auszugleichen – sie gingen im zweiten Quartal um sechs Prozent zurück. Aber unser Geschäft läuft an vielen Stellen besser, als es diese offiziellen Ergebnisse ausdrücken. In unseren stabileren Geschäftsfeldern – der Privat- und Firmenkundenbank, der Transaktionsbank und der DWS – sind die Erträge im ersten Halbjahr ohne Sondereffekte um ein Prozent gestiegen. Diese Bereiche machten dabei fast zwei Drittel unserer Gesamterträge aus:
In der Investmentbank hatten wir dagegen im zweiten Quartal aus mehreren Gründen mit starkem Gegenwind zu kämpfen. Da war zunächst das schwierige Marktumfeld: Im Kapitalmarktgeschäft gingen die Erträge branchenweit zurück. Und das Umfeld entwickelte sich gerade dort ungünstig, wo die Deutsche Bank relativ stark vertreten ist – etwa in Europa und in Segmenten wie gehebelte Finanzierungen (Leveraged Finance). Außerdem hatten wir gegen Ende des Quartals zunehmend mit den Spekulationen um unsere künftige Ausrichtung zu kämpfen, die unser Kundengeschäft belastet haben.
Wir sind nun so aufgestellt, dass wir bald wieder Boden gutmachen werden. Im Handel mit Anleihen und Währungen, der für uns zentral bleiben wird, mussten wir im zweiten Quartal zwar ein Ertragsminus hinnehmen, bewegten uns damit aber auf Augenhöhe mit unseren Konkurrenten.
Im Handel mit Staatsanleihen erzielten wir solide Ergebnisse, wenn man bedenkt, dass wir das Geschäft im vergangenen Jahr verkleinert haben. Im Kreditgeschäft konnten wir die Erträge sogar steigern, dank weiterhin solider Ergebnisse im Geschäft mit Gewerbeimmobilien und besicherten Wertpapieren (ABS) sowie im laufenden Handel mit Unternehmensanleihen.
Außerdem haben wir in wichtigen Bereichen unseren Marktanteil steigern können, zum Beispiel im Währungsgeschäft. Und während die Erträge im Beratungs- und Emissionsgeschäft im zweiten Quartal zurückgingen, freut es mich besonders, dass wir seit Bekanntgabe der neuen Strategie acht Aktien-Transaktionen am Markt platzieren konnten. Auch das stimmt mich zuversichtlich, dass wir in der Investmentbank unsere Erträge stabilisieren werden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen, wir können nun mit mehr Zuversicht nach vorn schauen.
Dabei bin ich mir bewusst, dass der Umbau weiterhin Kräfte binden wird. Wir werden das aber gut schaffen, wenn wir eine Devise beherzigen: Bei allem, was wir tun – ob in den Geschäftsbereichen oder der Infrastruktur – stehen immer unsere Kunden im Zentrum unseres Denkens. Unsere Haltung muss sein, dass wir immer eine Lösung finden wollen – selbstverständlich stets im Rahmen unseres Regelwerks und unserer Werte. Das, was wir für unsere Kunden tun, ist die Daseinsberechtigung unserer Bank.
Wir beginnen nicht erst mit der Transformation der Deutschen Bank – nach nur zwei Wochen sind wir schon mittendrin. Und es stimmt mich äußerst optimistisch, wie ich unsere Bank in dieser Zeit erlebt habe. Ich spüre eine neue Dynamik, vielerorts auch eine Aufbruchsstimmung. Sie hat auch das erste Treffen unseres neuen Konzernführungsteams (Group Management Committee) geprägt: Wir waren schonungslos in der Analyse, vor allem aber lösungsorientiert und voller Leidenschaft, unsere Bank gemeinsam wieder nach vorne zu bringen.
Diesen Geist wünsche ich mir für die kommenden Monate überall in unserer Bank. Danke für Ihren großen Zuspruch in den vergangenen Wochen, danke, dass Sie uns und mich persönlich auf unserem gemeinsamen Weg unterstützen.
Ihr
Christian Sewing
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