OrbiFarm Modell Loop your food (c) KoerberxOrbiFarm

Wächst auch in der Wüste

Wie Veganz-Gründer Jan Bredack mit der industriellen Produktion pflanzlicher Proteine die Welt ernähren will. Mit OrbiFarm® soll die Vision Realität werden. Und so geht's.

Auf vertikal laufenden, 12 Meter hohen Fließbändern bewegen sich die grünen Büschel in gleichmäßiger Geschwindigkeit permanent rauf und runter. Vorbei an künstlichen Lichtquellen, deren Spektren exakt auf ihre Bedürfnisse eingestellt sind, werden sie von hinten mit einer Nährstofflösung aus Phosphor, Stickstoff und Kalium besprüht.

60 Tage lang wachsen die Erbsensprösslinge so unter perfekten Bedingungen – keine Bakterien, keine Pestizide, keine Fressfeinde. Nicht mal Erde ist nötig, und nur fünf Prozent des sonst üblichen Wasserbedarfs fallen an, um sie in den gigantisch anmutenden Hallen von rund 35.000 Quadratmetern Grundfläche und einer Nutzfläche von 500.000 Quadratmetern bis zur Erntereife gedeihen zu lassen.

Jan Bredack CEO von Veganz

Vegane Proteinquellen auf industriellem Maßstab  

„Loop your food“ hat Jan Bredack das mit futuristischen Klängen unterlegte 48-Sekunden-Video benannt, mit dem er auf seinem LinkedIn-Kanal im April 2025 die Gründung von OrbiFarm® verkündete. Damit will der Unternehmer nichts weniger als die Revolution der Nahrungsmittelproduktion einläuten.

Und in die industrielle Fertigung pflanzenbasierter Proteine einsteigen, weltweit – in einer Kooperation mit dem Fraunhofer Institut für Molekularbiologie und Angewandte Ökologie sowie dem Maschinen- und Anlagenbauer Körber Technologies.

Auf diese Art kannst du industriell Pflanzen kultivieren. Auch dort, wo sonst gar nichts wächst, ob mitten in der Wüste oder mitten im Eis.

Noch existieren Bredacks gigantische Farmen nur als digitaler Entwurf. Aber sein Plan ist schon gereift: Nach Abschluss der aktuellen Pilotphase sollen erste Projekte für die Produktion von Erbsenproteinen in industriellem Maßstab in Katar, an der Elfenbeinküste, in Bahrain und in Deutschland entstehen. 

„Unsere globale Ernährungssicherheit wird die Welt in den nächsten Jahren extrem beschäftigen, nicht nur in der westlichen Zivilisation“, sagt Bredack. „Wir sind mit unserer Idee zur Wurzel der Wertschöpfung in der Ernährungsindustrie vorgedrungen, um allen zu helfen, egal ob sie sich von Fleisch oder Pflanzen ernähren.“

Koerber OrbiFarm Vision
Veganes Gericht

Wertschöpfung an der Wurzel gepackt

Vom Gründer einer Berliner Supermarktkette für vegane Produkte im Jahr 2009 über die Eigenproduktion veganer Produkte wie ressourcenschonende Haferdrinks aus dem Drucker oder Fleischalternativen aus Erbsenprotein für Handel und Gastronomie zum bald globalen Produzenten pflanzlicher Proteine als industriellem Rohstoff: Mit seinem Unternehmen Veganz setzte Bredack seit Gründung seines Unternehmens auf die innovative Weiterentwicklung seines Geschäftsmodells.

Was macht den 53-Jährigen so zuversichtlich, seine neuesten Expansionspläne erfolgreich umsetzen zu können?

Zum einen ist das die im Vergleich zur konventionellen Landwirtschaft zuverlässig hohe Wirtschaftlichkeit seiner Version von „Vertical Indoor Farming“: Die Anbau-Testläufe des Fraunhofer Instituts ergaben einen 36-fach höheren Ertrag – aufgrund der optimierten Anbaubedingungen sind sechs Ernten pro Jahr möglich.

Am Ende des Bandes werden die Pflanzen vom Roboter geerntet und zu Protein verarbeitet. Hinzu kommt: Industriekunden können sogar die komplette Biomasse der Pflanze nutzen – also auch den vermeintlichen Pflanzenabfall – um diese zu Proteinrohstoffen weiterzuverarbeiten. „Es bleibt am Ende einfach nichts übrig”, sagt Bredack. Selbst das für die Erbsenpflanzen benötigte Saatgut ist laut Bredack „viel weniger komplex als alles, was heute auf dem Markt ist”.

Du kannst mit einer unserer Farmen 250.000 Menschen ernähren – oder die Eigenversorgung einer Tierfarm mit Futter sicherstellen.

Eine Farm ernährt ca. 250.000 Menschen 

Zum anderen wird die Nachfrage nach diesen Rohstoffen in naher Zukunft stark zunehmen: Nach den Prognosen des Beratungsunternehmens „Future Market Insights“ steigt der Umsatz mit pflanzenbasierten Proteinen von 17 Milliarden US-Dollar im vergangenen Jahr auf 600 Milliarden US-Dollar im Jahr 2035. Die Gründe: Deutlich steigender Bedarf an Tierfutter, veränderte Ernährungsgewohnheiten und eine weiter steigende Erdbevölkerung. 

Gleichzeitig aber sinkt der Ertrag in der konventionellen Landwirtschaft, weil die zur Verfügung stehende Anbaufläche kontinuierlich zurückgeht und der Anteil unfruchtbarer Böden sowie schlechter Ernten aufgrund erschwerter klimatischer Bedingungen stetig zunimmt. „Interessenten aus der arabischen Welt haben sich bereits in Serbien, in Ungarn, in Rumänien, im Donaudelta Flächen gekauft, auf denen Soja und Erbsen angebaut werden“, erzählt Bredack. „Die Ernte importieren sie, machen daraus Proteine und verfüttern sie an ihre Tiere.“

Bredacks Antwort auf diese Entwicklung: OrbiFarm®. „Du kannst mit einer unserer Farmen 250.000 Menschen ernähren – oder die Eigenversorgung einer Tierfarm mit Futter sicherstellen.“

Zum Vergleich: Um die gleiche Anzahl an Menschen mit Rindfleisch zu versorgen, braucht man ungefähr eine Fläche 405 Millionen Quadratmetern – also mehr als das 11.000-fache im Vergleich zu Bredacks Lösung. Ähnlich deutlich die Umweltbilanz: Allein der Bedarf an Wasser für die Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch beträgt ca. 15.000 Liter und verursacht 27 Kilogramm CO₂ Emissionen. Für ein Kilogramm Erbsenprotein sind es nur etwa 500 Liter Wasser und 4kg CO₂-Emissionen.

Attraktive Alternativen für vegane Lebensmittel

Zahlen, die das Potenzial für pflanzliche Proteine attraktiv machen – etwa auch für die Gastronomie: „Die Convenience-Food-Branche rennt uns bereits die Bude ein“, sagt Bredack. Die Gründe: Veganz liefert bereits heute Fleischalternativen, die nicht nur ohne künstliche Zusatzstoffe auskommen, sondern auch ohne Wasser.

Dadurch lassen sich die Produkte platzsparend lagern, sind lange haltbar und preislich sehr konkurrenzfähig. Das hält für potenzielle Kunden nicht nur die reinen Anschaffungskosten im Zaum, es erleichtert auch Logistik und Aufwand bei der Zubereitung, im Vergleich zu Fleischprodukten. Wie gemacht also für eine Branche, die mit jedem Euro rechnen muss und händeringend geschultes Personal sucht.

Perspektivisch kommen diese Unternehmen nicht an uns vorbei – so effizient wie wir können die einfach nicht produzieren.
Jan Bredack

Aber auch auf die internationalen Konzerne, die aktuell den globalen Markt für Tierfutter und Proteine dominieren, setzt Bredack. „Perspektivisch kommen auch diese Unternehmen nicht an uns vorbei – so effizient wie wir können die einfach nicht produzieren.“ 

Das US-Patentamt zumindest hat Bredack inzwischen überzeugt: Nach mehrjährigem Hin und Her hat die Behörde im Frühjahr 2025 das letzte beantragte Patent für den Betrieb der Farmen genehmigt. Und damit auch die Tür ein Stück weiter geöffnet für Bredacks Vision: 

„Menschen über Ernährung zu missionieren, funktioniert nicht, das habe ich in den letzten 15 Jahren gelernt“, sagt Bredack. „Man muss wirtschaftlich attraktive Angebote machen, dann haben wir alle Argumente auf unserer Seite.“

Veganz Unternehmensgebäude

Über Veganz

Die Veganz Group AG wurde 2011 in Berlin gegründet und ist ein Vorreiter für pflanzliche Lebensmittel. Vom veganen Supermarkt entwickelte sie sich zu einem führenden Hersteller nachhaltiger veganer Produkte – von Snacks bis Fleisch- und Käsealternativen. Veganz steht für Innovation, Transparenz und Umweltbewusstsein. Die Produkte sind europaweit erhältlich. Innerhalb des Unternehmens ist nun auch die OrbiFarm® gegründet worden, welche in Zukunft auch die Rohstoffe für die eigenen veganen Produkte bereitstellt. 

Benjamin Krug

Benjamin-Peter Krug

... ist begeistert von Zukunftstechnologien und deren Implementierung in Unternehmen. Er übt sich im heimischen Garten an der Zucht von Erdbeeren und Tomaten. Wie viel Arbeit und Ressourcen hinter nur einem Kilogramm Tomaten stecken ist ihm bestens bekannt.

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