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Fünf Food-Trends, die nicht so gut für den Planeten sind, wie Social Media suggeriert (und drei Wege, wie verantwortungsvoller Genuss trotzdem möglich ist)
Soziale Medien beeinflussen Ernährungstrends, die der Umwelt schaden können. Da sich die Verbraucher*innen gesünder ernähren wollen, haben bestimmte „Superfoods“ an Popularität gewonnen, doch ihre Produktion führt oft zu negativen Folgen für die lokale Bevölkerung und die Ökosysteme.
Der Klimawandel, Kriege, Überbevölkerung schaden unserem Planeten und wirken sich auf die Lebensmittel-Herstellung und ihren Verbrauch aus. Nahrung wird knapper und teurer. Zudem führt der Trend zu gesünderer Ernährung dazu, dass viele Menschen bewusster entscheiden, was sie essen, beispielsweise in Bezug auf Fleisch und Milch.
Social media
Sogenannte Superfoods liegen im Trend, auch weil Influencer und Prominente dazu einen Hype auf sozialen Medien erzeugen. Doch obwohl manche davon gut für deine Gesundheit sein mögen, können sie gleichzeitig schlecht für den Planeten, für betroffene Regionen und Gesellschaften sein: beispielsweise wenn Böden durch Monokultur auslaugen oder durch die Treibhausgase, die durch ihren Anbau und Transport entstehen.
Hier sind fünf Food-Trends, über die du mehr wissen solltest:

Quinoa
Dieses Pseudogetreide hat den höchsten Proteingehalt und die höchste Aminosäuredichte aller Getreidearten. Die Pflanze ist sehr robust und kann unter extremen Bedingungen wachsen. Quinoa scheint perfekt für diejenigen zu sein, die weniger Fleisch essen. So ist es sehr populär geworden.
Während die Hersteller davon profitieren, schadet der Hype anderen: Dort, wo Quinoa einst ein Grundnahrungsmittel war, in Lateinamerika, ist es nun ein Luxus. Die ärmere Bevölkerung in Ländern wie Bolivien und Peru kann es sich nicht mehr leisten. Diese Menschen ernähren sich stattdessen von billigerem, oft wertloserem Essen. Auch der ökologische Schaden ist groß: Für den Quinoa-Anbau wurden große Flächen gerodet, die Böden haben sich verschlechtert und durch die nötige Bewässerung leiden Orte unter zusätzlichem Wassermangel.

Mandelmilch
Allein in den USA ist der Konsum von Kuhmilch um 47 Prozent gegenüber 1975 gesunken. Mit geschätzten 68 Prozent der Weltbevölkerung, die laktoseintolerant sind, und fast 90 Prozent der Verbraucher weltweit, die nachhaltigere Kaufentscheidungen treffen wollen, ist es kein Wunder, dass Milchalternativen auf dem Vormarsch sind.
Aber rettest du die Welt, wenn du Mandelmilch trinkst? Nein, denn Mandelbäume brauchen sehr viel Wasser. So sinkt der Grundwasserspiegel beispielsweise im kalifornischen San Joaquin Valley, wo viele Mandelplantagen zu finden sind, Jahr für Jahr weiter. Und das führt sogar dazu, dass die Erdoberfläche mancherorts absackt, wodurch Straßen, Schienen und Rohrleitungen brechen. Darüber hinaus setzen Landwirte mehr Pestizide ein, um den Ertrag zu steigern, und das kontaminiert das Trinkwasser in der Umgebung.

Avocado
Manche nennen sie den Grund, warum Millennials sich keine Häuser leisten können - weil sie so viele, teure Avocados essen. Wegen ihrer gesunden Fette gilt sie in den sozialen Medien quasi als Grundnahrungsmittel. 2018 war sie Thema in 2,4 Millionen Instagram-Posts. Doch auch der Avocado-Anbau ist sehr wasserintensiv: Eine einzige Avocado verbraucht 320 Liter Wasser, das ist noch viermal mehr als bei der Erzeugung von Mandelmilch. Die Produktion in Monokulturen führt auch hier zu immer schlechterer Bodenqualität. Hinzu kommt ein besonders hoher Ausstoß von klimaschädlichem Treibhausgas: etwa 0,85 Kilogramm CO2-Emissionen pro Pfund Avocados, die in die USA importiert werden.

Açai-Beere
Diese Frucht aus der Amazonas-Region ist reich an Mineralien, Vitaminen, Antioxidantien und Ballaststoffen und kann positive Auswirkungen auf die Herzgesundheit und das Immunsystem haben. Wegen ihrer schönen Farbe peppt sie Trend-Gerichte wie Bowls auf und kommt auf Social-Media-Fotos gut an.
Die Nachfrage wuchs und leider auch die Kinderarbeit beim Ernten der Beeren in den 20 Meter hohen Bäumen. Die Arbeit ist voller Gefahren: Kinder brechen sich bei Stürzen die Arme oder Beine, verletzen sich mit den Pflückmessern oder an der rauen Baumrinde, ziehen sich Schlangen- und Spinnenbisse zu.

Vanille
Sie ist eher ein Klassiker als ein Hype, aber im führenden Anbauland Madagaskar ist Vanille nicht nur lieblich, sondern auch tödlich: Da rund 15 Prozent der Ernte gestohlen wird, müssen die Plantagen von bewaffneten Kräften bewacht werden. Zwischen 2016 und 2018 wurden 150 Menschen infolge anhaltender Diebstähle und Verteidigungen getötet.
Sollten wir also auf diese Lebensmittel verzichten?
Nicht unbedingt. Trotz ihrer Nachteile ist Mandelmilch unter dem Strich nachhaltiger als Kuhmilch, die dreimal so viele Treibhausgasemissionen verursacht und bis zu zwanzigmal so viel Frischwasser verbraucht. Die Produktion von Avocado, Açai-Beere, Vanille und Quinoa hat auch positive Folgen für Produzenten, Bauern und ihre Familien: ein stabileres Einkommen, einen besseren Lebensstandard. Mit den genannten Erzeugnissen haben Millionen von Menschen ihre Ernährungsgewohnheiten verbessert.
Der Schlüssel ist, bewusst zu konsumieren.
1. Vielfältig. Von Hafer über Hanf bis hin zu Erbsen – es gibt viele pflanzliche Milchalternativen. Es gibt auch verschiedene Sorten von Avocados und verschiedene Anbaugebiete und es müssen auch nicht immer Avocados sein: Ein guter Speiseplan ist nicht einseitig, sondern bunt gemischt.
2. Saisonal und regional. Welches Obst und Gemüse stammt aus meiner Umgebung? Was ist jetzt gerade erntefrisch? Auch so kann man den Speiseplan bereichern und umweltbewusst essen. Wie wäre es mit Aroniabeeren statt Açai? Auch heimische Him-, Brom-, Erd- und Johannisbeeren sind Superfrüchte, von Kirschen ganz zu schweigen. Quinoa wird inzwischen auch in Deutschland und Europa angebaut.
3. Bewusst und überlegt. Gibt es meine Lebensmittel fair produziert und gehandelt? Das bedeutet, dass auch die Menschen am Anfang der Lieferkette eine faire Bezahlung bekommen. Und wer bio kauft, vermeidet Pestizide – das ist gut für die eigene Gesundheit und für unsere Erde.
Diese Seite wurde im Juni 2025 publiziert.

Tonisha Robinson
… bezeichnet sich gern selbst als „rasende Reporterin“ der Deutschen Bank, die Geschichten über faszinierende Facetten der Mitarbeiter*innen schreibt und Kampagnen zur Unternehmenskultur zum Leben erweckt. Sie interessiert sich sehr dafür, warum wir bestimmte Lebensmittel essen, wie sich diese auf unseren Geist und Körper auswirken und welche Folgen unser Konsum für die Menschen um uns herum und den Planeten hat.
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