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Frankfurt, 12. November 2025
Eva Weyl, Überlebende des Holocaust, beehrte die Deutsche Bank Anfang November mit einem Besuch. Sie sprach vor über 200 Menschen, darunter vor allem Mitarbeitende der Bank. Einige hatten ihre jugendlichen Kinder mitgebracht. Das war ganz im Sinne der Neunzigjährigen, denn sie möchte möglichst vielen jüngeren Menschen vermitteln, was sie erlebt hat. Damit massenhafte Diskriminierung, Verfolgung und Vernichtung nie wieder geschehen.
„Ich bin ein Kind der Deutschen Bank“, begann sie ihre Erzählung. Ihr Großvater Willy Wolff leitete 26 Jahre lang die Freiburger Filiale. Auch ihr Onkel Hans Wolff arbeitete für die Bank, bis die jüdische Familie vor den Nationalsozialisten in die Niederlande floh.
Kostbare Freiheit bewahren
Dort wurde Eva Weyl 1935 geboren und erlebte zunächst eine glückliche Kindheit. Doch im Alter von sechseinhalb Jahren wurde sie mit ihrer Familie in das KZ-Sammellager Westerbork deportiert. Sie schilderte eindrücklich, wie schmerzlich sie den Verlust ihrer Freiheit erlebt hat, und appellierte:
„Ihr seid jetzt meine Zweitzeugen“
Von Westerbork wurden die Juden in die Arbeits- und Vernichtungslager deportiert. Der Kommandant von Westerbork hat laut Eva Weyl mehr als 80.000 Menschenleben auf dem Gewissen. Auch ihre Familie stand immer wieder auf den Listen für den Transport, ist diesem Schicksal aber dank glücklicher Umstände entronnen.
Was in Auschwitz geschah, hätte die Menschen im Lager Westerbork, wo Weyl gerne zum Schulunterricht ging und wo alles „wie am Schnürchen lief“, für „Gräuelmärchen“ gehalten. So unvorstellbar schien es zu sein, was vom industriellen Massenmord nach außen drang.
Damit wir nicht vergessen
James von Moltke, Finanzvorstand der Deutschen Bank, hatte zu Beginn der Veranstaltung eine kurze Ansprache gehalten. Darin betonte er die enge Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Bank und „ZWEITZEUGEN e.V.“. Er unterstrich auch, dass Unternehmen wie die Deutsche Bank Verantwortung für ihre Geschichte übernehmen müssen, insbesondere für die Zeit des Nationalsozialismus.
Die historische Verantwortung der Deutschen Bank
In der anschließenden Podiumsdiskussion betonte Martin Müller, Leiter des Historischen Instituts der Deutschen Bank, die Verantwortung des Unternehmens, seine Geschichte kritisch zu reflektieren. Er schilderte, dass die Bank Jahrzehnte brauchte, um sich ihrer Rolle im Nationalsozialismus vorbehaltlos zu stellen.
Das 125-jährige Jubiläum markierte einen Wendepunkt: Unterstützt durch die damaligen Vorstandssprecher Alfred Herrhausen und Hilmar Kopper, wurde die NS-Vergangenheit von externen Historikern ohne Einschränkungen untersucht. „Sicherlich war das damals ein großes Risiko, aber es hat sich gelohnt – die Deutsche Bank war das erste Finanzinstitut, das seine Geschichte extern aufarbeiten ließ, und viele folgten diesem Beispiel“, so Müller.
Ein unbezahlbares Geschenk und Gedanken auf Postkarten
Martin Müller hatte eine Überraschung für Eva Weyl parat: Er überreichte ihr Kopien der Personalakten ihres Großvaters und ihres Onkels. Eine Geste, die Vergangenheit und Gegenwart verband.
Die Teilnehmenden konnten am Ende der Veranstaltung auf Postkarten notieren, wie sie Erinnerung lebendig halten. Die Aktion zeigte: Erinnerung ist nicht nur ein Blick zurück, sondern ein aktiver Auftrag für die Zukunft. Die Stimmen der Zeitzeugen werden leiser, doch wir können als Zweitzeugen Verantwortung übernehmen.
Erinnerung gestalten: Die Partnerschaft mit ZWEITZEUGEN e.V.
Die Veranstaltung ist Teil des Engagements im Bereich Soziale Verantwortung (Corporate Social Responsibility, CSR), mit dem die Deutsche Bank Erinnerungskultur und demokratische Werte stärkt. CSR-Verantwortlicher Alexander Gallas fasst die Haltung dahinter zusammen: „Die Werte, die eine Demokratie auszeichnen – Toleranz, Empathie, Gesprächsbereitschaft und natürlich auch die Bereitschaft, sich gegen Rassismus, Diskriminierung und Antisemitismus einzusetzen – diese Werte stehen auch im Mittelpunkt des Bereichs Soziale Verantwortung bei der Deutschen Bank.“
Die seit Anfang 2024 intensivierte Partnerschaft mit Zweitzeugen ist dabei ein zentraler Baustein. Der Verein klärt mit Biografien über Antisemitismus und Diskriminierung auf. Bereits Ende September tauchten Mitarbeitende der Deutschen Bank in einem Workshop in die Geschichten von Zeitzeugen ein, die bei unserer Bank gearbeitet haben. Die Bank fördert Bildungsprojekte gegen Antisemitismus und setzt sich weltweit für eine offene Gesellschaft ein.
Weitere Links zum Thema
Historisches Institut der Deutschen Bank
Soziale Verantwortung bei der Deutschen Bank
Die Arbeit vom Zweitzeugen e.V.
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